pte20050329043 in Leben

Physiker befürchten Ozonabbau in Arktis

Winter 2004/2005 als Rekordhalter


Bremen (pte043/29.03.2005/15:46) Wissenschaftler der Universität Bremen http://www.uni-bremen.de haben festgestellt, dass es in diesem Winter zu erheblichen Ozonverlusten über der Arktis kommt. Die Umweltphysiker halten es sogar für möglich, dass diese Werte die bisherigen Rekordwerte übertreffen. Das Forscherteam hat Messungen mit einem Forschungsflugzeug der NASA, das mit einem eigens entwickelten Messinstrument namens Airborne Submillimeter Radiometer (ASUR) ausgerüstet ist, durchgeführt. Das Instrument erfasst Konzentrationen von Ozon und der am Ozonabbau beteiligten Spurenstoffe in einem Höhenbereich von 15 bis 70 Kilometern.

Die Untersuchungen waren Teil der internationalen PAVE-Mission (Polar Aura Validation Experiment), um die Entwicklung und Veränderung des Klimas zu erforschen. Holger Bremer und Harry Kuellmann aus der Arbeitsgruppe von Justus Notholt vom Institut für Umweltphysik http://www.iup.physik.uni-bremen.de haben in den polaren Gebieten über Kanada hohe Werte an aktivem Chlor und geringe Werte an Salpetersäure gemessen. Beide Faktoren deuten darauf hin, dass der Ozonabbau über der Nordhalbkugel bis weit in der Frühling hineinreichen und auch Gebiete über Mitteleuropa umfassen kann.

Der diesjährige Winter ist als kältester seit 50 Jahren, zumindest, was die Temperaturen in der unteren arktischen Stratosphäre angeht, aufgezeichnet worden. Als Folge erwarten die Klimaforscher einen starken Abbau der stratosphärischen Ozonschicht, die die Erde vor den schädlichen UV-Strahlungen der Sonne schützt. Nur bei sehr kalten Temperaturen, die im Winter in der polaren Stratosphäre auftreten, bilden sich polare Stratosphärenwolken. Diese Wolken bestehen zumeist aus einer Mischung von Salpetersäure und Wasser bzw. Eis. Chlor, das durch die Freisetzung von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) in die Stratosphäre gelangt, kann an der Oberfläche dieser Wolken von seiner nicht aktiven in eine aktive Form überführt werden. Diese aktiven Chlorverbindungen sind die Hauptverursacher des stratosphärischen Ozonabbaus. Diese Situation kann nach der Aktivierung und bei Sonnenlicht zu einem "Ozonloch", wie es in der Antarktis herrscht, führen.

Die Messergebnisse haben nach Angaben der Universität Bremen selbst Experten überrascht, denn neben sehr hohen Konzentrationen von aktivem Chlor wurden im Vergleich zu früheren Jahren nur sehr geringe Werte von Salpetersäure gemessen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Normalisierung in diesem Jahr erst spät eintreten und sich der Ozonabbau bis weit in den Frühling hinein fortsetzen könnte. Doch bleibt dieser Prozess nicht nur auf die polaren Gebiete beschränkt, denn auch über dem Mittelmeer konnte dies im März festgestellt werden. Erste Auswertungen der Messdaten zeigen, dass es in diesem Winter massive Ozonverluste geben kann, die die Verluste früherer kalter Winter durchaus übertreffen könnten. Die weitere Entwicklung wird jetzt von den Forschern beobachtet.

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