pte20251118001 in Leben

Hirnstimulation gegen schwere Sehstörungen

EPFL-Wissenschaftler versprechen Schlaganfallpatienten mittels cf-tACS deutliche Besserung


Stimulation: Koordination im Gehirn wird wiederhergestellt (Bild: vat loai, pixabay.com)
Stimulation: Koordination im Gehirn wird wiederhergestellt (Bild: vat loai, pixabay.com)

Lausanne (pte001/18.11.2025/06:00)

Friedhelm Hummel von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) und sein Team haben eine neue erfolgversprechende Therapie gegen Hemianopie vorgestellt. Diese schränkt die Betroffenen nach einem Schlaganfall massiv ein, weil das Sehen stark beeinträchtigt ist. Die nicht-invasive Behandlung stellt die Gehirnfunktion, die für diesen Teil des Sehens zuständig ist, wieder her.

Gestörte Koordination im Gehirn

Bei der Erkrankung ist die Koordination zwischen den zuständigen Regionen im Gehirn gestört. Normalerweise tauschen sie Infos durch zeitlich präzise abgestimmte elektrische Gehirnrhythmen, sogenannte Oszillationen, aus. Ein Schlaganfall führt oft zur Störung dieser Kommunikation. Die Folge ist eine schwere Beeinträchtigung der Sehfähigkeit.

Es gab die Vermutung, dass eine nicht-invasive Hirnstimulation dazu beitragen könnte, die nicht mehr synchron verlaufende Kommunikation zwischen den Regionen und so das Sehvermögen wiederherzustellen. Hummel und sein Team nutzen die Transkranielle Wechselstromstimulation (cf-tACS), bei der oszillierende elektrische Ströme zur Modulation der Hirnaktivität eingesetzt werden.

"Wir haben eine innovative neue Behandlungsstrategie auf der Grundlage einer orchestrierten bifokalen nicht-invasiven Hirnstimulation auf das visuelle System angewandt, die von der physiologischen Funktion des Gehirns inspiriert ist, um die Sehfunktionen bei Schlaganfallpatienten mit Hemianopie zu verbessern", sagt Hummel.

Gesichtsfeld messbar erweitert

An der Studie haben 16 Schlaganfallpatienten mit Hemianopie teilgenommen. Die Teilnehmer trainierten eine Bewegungserkennungsaufgabe, die darauf abzielte, den Rand ihres Sehbereichs zu stimulieren. Gleichzeitig wurden sie mit cf-tACS behandelt, die die Hirnschwingungen modulierten, neu orchestrierten und die kognitiven Funktionen verbesserten.

Die Patienten erlebten messbare Erweiterungen ihres Gesichtsfeldes, insbesondere in den Bereichen, die während des Trainings gezielt behandelt wurden, heißt es. Einige berichteten sogar von Verbesserungen im Alltag, wie beispielsweise ein Patient, der "den rechten Arm seiner Frau sehen konnte, wenn sie am Steuer saß und er auf dem Beifahrersitz", was vor der cf-tACS-Behandlung unmöglich war. Bildgebende Verfahren des Gehirns und EEG-Daten zeigten eine verbesserte Synchronisation zwischen diesen Regionen, und Gehirn-Scans bestätigten eine erhöhte Aktivität im medio-temporalen Bereich nach der Stimulation.

(Ende)
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