pte20210705003 in Leben

Hirnforscher finden Schaltkreis für Spiritualität

Mehrere Datensätze ausgewertet - "Lesion Network Mapping" ermöglicht genaue Zuordnung


Nervenzellen: Glaube eindeutig verortet (Foto: pixabay.com, Colin Behrens)
Nervenzellen: Glaube eindeutig verortet (Foto: pixabay.com, Colin Behrens)

Boston (pte003/05.07.2021/06:05)

Eine Studie des Brigham and Women’s Hospital https://www.brighamandwomens.org hat ergeben, dass spirituelle Akzeptanz bei einem bestimmten Schaltkreis im Gehirn lokalisiert werden kann. Dieser Schaltkreis ist im Periaquäduktalen Grau (PAG) zentriert. Dabei handelt es sich um eine Region des Gehirnstamms, die mit zahlreichen Funktionen in Zusammenhang gebracht worden ist. Dazu gehören die Angstkonditionierung, Schmerzmodulation, altruistisches Verhalten und bedingungslose Liebe. 

Laut dem korrespondierenden Autor Michael Ferguson legen die Forschungsergebnisse nahe, dass Spiritualität und Religiosität in fundamentalen neurobiologischen Dynamiken verwurzelt und tief in unserem Nervengewebe eingewoben sind. „Wir waren überrascht herauszufinden, dass der Schaltkreis für die Spiritualität sein Zentrum in einer der evolutionär am stärksten erhaltenen Strukturen hat." 

Die Forscher nutzen für ihre Studie mit dem Lesion Network Mapping ein Verfahren, das es ermöglicht, komplexes menschliches Verhalten bei spezifischen Schaltkreisen basierend auf den Positionen von Läsionen in den Gehirnen von Patienten abzubilden. Das Team nutzte einen bereits veröffentlichten Datensatz, der 88 neurochirurgische Patienten umfasste bei denen eine Operation zur Entfernung eines Gehirntumors durchgeführt wurde. Die Läsionen befanden sich über das ganze Gehirn verteilt. Die Studienteilnehmer füllten eine Umfrage aus, die Fragen zur spirituellen Akzeptanz vor und nach der Operation enthielt. 

Die Wissenschaftler validierten ihre Ergebnisse mittels eines zweiten Datensatzes, der aus mehr als 100 Patienten mit Gehirnläsionen bestand. Sie waren auf penetrierende Kopftraumata während des Vietnamkriegs zurückzuführen. Diese Teilnehmer füllten ebenfalls Fragebögen zu Themen wie Religiosität aus. 

[b]Läsionen stören Schaltkreise[/b]

Von den 88 neurochirurgischen Patienten wiesen 30 Personen vor und nach der Entfernung des Tumors einen Rückgang des selbst angegebenen spirituellen Glaubens auf. Bei 29 Patienten kam es zu einer Zunahme und 29 wiesen keine Veränderungen auf. Mittels Lesion Network Mapping wiesen die Forscher nach, dass die selbst benannte Spiritualität einem spezifischen Schaltkreis im Zentrum von PAG zugeordnet werden konnte. Der Schaltkreis umfasste positive Knoten und negative Knoten. Läsionen, die diese jeweiligen Knoten störten, verringerten oder erhöhten die spirituellen Überzeugungen. Die Ergebnisse des zweiten Datensatzes stimmten mit diesen Ergebnissen überein. Bei der Überprüfung der Forschungsliteratur fanden die Wissenschaftler mehrere Fallbeispiele von Patienten, die nach Gehirnläsionen, die die negativen Knoten des Schaltkreises beeinflussten, extrem religiös wurden. Die Forschungsergebnisse wurden in „Biological Psychiatry" veröffentlicht.

(Ende)
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