pte20090901037 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Kältester, trockenster und ruhigster Ort bestimmt

Antarktis als zukünftiges Paradies für Sternenbeobachtung


Die Bergwelt der Antarktis ist ideal für Astronomen - aber nur im Winter (Foto: pixelio.de/Klaus)
Die Bergwelt der Antarktis ist ideal für Astronomen - aber nur im Winter (Foto: pixelio.de/Klaus)

Sydney/München (pte037/01.09.2009/13:10) Auf der Suche nach dem besten Ort der Welt für die Sternenbeobachtung haben Forscher aus den USA und Australien einen Punkt auf der Antarktis ausgemacht. Der Ort mit den Koordinaten 81,5 Grad südlich und 73,5 Grad östlich ist kälter, trockener und ruhiger als alle anderen Gebiete der Erde, berichten die Wissenschaftler in der Zeitschrift "Publications of the Astronomical Society". Um zu diesem Ergebnis zu kommen, verglichen sie die Daten von Satelliten, Bodenstationen und Klimamodellen zu Wolkenbedeckung, Temperatur, Helligkeit des Himmels, Wasserdampf, Windgeschwindigkeiten und atmosphärische Turbulenzen.

Der neu gefundene Ort, den die Wissenschaftler "Ridge A" nannten, liegt 4.053 Meter über dem Meer. Er hat im Winter eine durchschnittliche Temperatur von minus 70 Grad bekam bisher noch keinen Menschen zu Gesicht. Ein idealer Ort für die Astronomie, wie Forschungsleiter Will Saunders von der University of New South Wales http://www.unsw.edu.au verdeutlicht. "Der Himmel ist hier viel dunkler und trockener als anderswo. Astronomische Bilder, die auf Ridge A aufgenommen werden, sollten daher bis zu dreimal schärfer sein als bei den bisher besten Standorten der Himmelsbeobachtung. Das bedeutet, dass man schon mit einem mittelgroßen Teleskop so gute Ergebnisse erbringen könnte wie mit dem größten Teleskop, das sonst wo auf dem Planeten steht", so der australische Astronom.

"Die Qualität der Sternenbeobachtung hängt in hohem Ausmaß vom geografischen Standort des Observatoriums ab", erklärt Roland Jesseit, Wissenschaftler an der Universitäts-Sternwarte München http://www.usm.uni-muenchen.de im pressetext-Interview. Günstig sei einerseits ein möglichst entlegener Ort, an dem die Lichtverschmutzung durch die künstliche Beleuchtung gering sei. Das Wetter spiele weiters eine Rolle, da mit der Anzahl der unbedeckten Tage auch die Beobachtungszeit steigt. "Hier zeigt sich jedoch auch ein Nachteil der Antarktis. Man kann dort den Himmel nur in den Wintermonaten mit optischen Teleskopen beobachten, da im Sommer ständig die Sonne scheint", so Jesseit.

Wichtig sei auch ein Faktor der Sternenbeobachtung, der als 'Seeing' bezeichnet wird. "Der Brechungseffekt der Atmosphäre, die sich durch Unregelmäßigkeiten der Temperaturen ihrer Schichten sowie durch Turbulenzen ergibt, führt zu einem verschmierten Sternenlicht. Diesen Faktor kann man durch die Wahl des Beobachtungsortes besonders gut beeinflussen." Feuchte Orte führen zu einem schlechten Seeing, wohingegen Gebiete mit extremer Trockenheit als gute Standorte für Sternenbeobachtung gelten. "Der bisher beste Ort ist die Atacama-Wüste in Chile, die aufgrund ihrer hohen Lage wenig Luftmasse hat und extrem trocken ist", erklärt Jesseit.

Das beste Seeing erzielt man bisher im Weltraum, wie etwa durch das 1990 gestartete und soeben reparierte Weltraumteleskop "Hubble". "Man vermutet, dass in der Antarktis mit deutlich geringerem logistischen Aufwand annähernd gute Ergebnisse erbracht werden können. Der Aufwand zahlt sich also aus", so der Münchner Astronom.

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