pte20211018013 Politik/Recht, Medizin/Wellness

USA: Polizei-Kontakt in Jugend wirkt negativ

Datenauswertung von 1.354 Schwerkriminellen - Zukunftsausrichtung wird nachhaltig beschädigt


NYPD: Kontakt mit der Polizei hat später Folgen (Foto: pixabay.com, photogeider)
NYPD: Kontakt mit der Polizei hat später Folgen (Foto: pixabay.com, photogeider)

San Antonio (pte013/18.10.2021/10:30)

Das Strafrechtssystem hat sich im letzten halben Jahrhundert drastisch verändert und mit diesen Veränderungen ist auch das Potenzial gestiegen, dass Jugendliche mit der Polizei in Kontakt kommen. Eine neue Studie hat jetzt untersucht, wie die Erfahrungen mit der Polizei – entweder direkt oder indirekt zum Beispiel als Zeugen eines Zusammentreffens – ihre zukünftige Ausrichtung während des Übergangs ins Erwachsenenleben beeinflusst. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die Erfahrungen eines Heranwachsenden mit der Polizei ein wichtiger Einschnitt sein kann, der später negative Auswirkungen auf das Leben hat. An der Studie waren Forscher der University of Texas at San Antonio (UTSA), https://www.utsa.edu der University of California, Irvine (UCI), https://uci.edu der Johns Hopkins University https://www.jhu.edu und der University of South Florida https://www.usf.edu beteiligt. 

Die Zukunftsausrichtung kann die Erwartungen, Bestrebungen eines Menschen umfassen. Jugendliche mit einer positiveren Ausrichtung verfügen eher über eine bessere Gesundheit, bessere Ergebnisse in den Bereichen Bildung und Beruf. Diese Art von Einstellung kann durch Ereignisse verändert werden, die den Wert eines zukünftigen Ergebnisses oder die Wahrnehmung des Erreichens eines Ziels verändern. Die Zukunftsausrichtung oder ihr Fehlen gelten als starke Determinante für kriminelle Verstöße. 

[b]Daten von Schwerkriminellen ausgewertet[/b]

Laut dem Forschungsleiter Alexander Testa wollten die Wissenschaftler ermitteln, ob und unter welchen Bedingungen der Polizeikontakt die Zukunftsausrichtung von Jugendlichen beeinflusst hat. Die Forscher werteten Daten der Pathways to Desistance Studie aus. Dabei handelt es sich um eine Langzeitstudie mit 1.354 Schwerkriminellen aus Arizona und Pennsylvania, die von der Jugend bis ins junge Erwachsenenalter begleitet wurden. Die Jugendlichen waren zum Großteil männlich, nicht-weiß und zwischen 14 und 17 Jahren alt als sie für die Teilnahme an der Studie rekrutiert worden waren.

Die Studie analysierte die Erfahrungen der Teilnehmer mit der Polizei. Dazu gehörten sowohl persönliche Begegnungen (zum Beispiel Polizeikontrollen als die häufigste Form des Kontakt mit der Strafjustiz während des Heranwachsens) und der indirekte Kontakt (zum Beispiel das Beobachten einer anderen Person bei dem Kontakt mit der Polizei oder Informationen über einen Kontakt, bei dem die Familie oder Freunde betroffen waren). Um die Zukunftsorientierung zu messen, nutzten die Forscher Messwerte wie die Teilnehmer die Wahrscheinlichkeit und Wichtigkeit des Erreichens verschiedener Meilensteine einschätzen. Dazu gehörten zum Beispiel eine gute Ausbildung, Karriere und Familienleben. Zusätzlich wurde untersucht, wie die Merkmale des Polizeikontakts (zum Beispiel die Wahrnehmung einer Verfahrensungerechtigkeit) und demografische Charakteristika der Heranwachsenden (zum Beispiel Geschlecht, Rasse/Ethnizität) die Reaktionen auf den Polizeikontakt beeinflussten. 

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Die Studie hat ergeben, dass Polizeikontakt – sogar beim Fehlen einer ungerechten Behandlung – in einer Schlüsselperiode des Lebens zu kognitiven Verschiebungen führen kann. Dadurch werden die Zukunftsausrichtungen eines Menschen verringert. Der direkte und der indirekte Polizeikontakt standen im Vergleich mit keinem zusätzlichen Polizeikontakt in einer negativen Verbindung mit den Veränderungen einer Person in Hinblick auf die Zukunftsausrichtung. Jeder Polizeikontakt, unabhängig davon wie gerechtfertigt oder ungerecht er wahrgenommen wurde, stand mit der Zukunftsausrichtung in einem negativen Zusammenhang. 

Dabei veränderte die Wahrnehmung der Jugendlichen der Verfahrensgerechtigkeit die Verbindung zwischen dem Polizeikontakt und der Zukunftsausrichtung nicht in einem aussagekräftigen Ausmaß. Der negative Zusammenhang zwischen dem Polizeikontakt und Zukunftsausrichtung war bei weißen Heranwachsenden ausgeprägter als bei schwarzen und hispanischen Jugendlichen. Die Forscher gehen davon aus, dass das der Fall sein könnte, da ein Polizeikontakt bei Jugendlichen der Minderheiten ein vorhersehbares Ereignis geworden ist. 

Laut der Ko-Autorin Kristin Turney sollten Aktivitäten unternommen, werden um alle negativen Auswirkungen eines Polizeikontakts auf die Zukunftsausrichtung von Jugendlichen abzumildern. Dazu könnten Versuche gehören, die Art der Interaktionen zwischen der Polizei und Jugendlichen zu verändern, die Polizeiüberwachung von jungen Menschen zu verringern und größere Verbindungen zu einem bürgerlichen Leben zu fördern. Die Studienautoren weisen auf einige Einschränkungen der Untersuchung hin. Die Ergebnisse können nicht in anderen Kontexten generalisiert werden. Dazu gehören Jugendlichen aus anderen geografischen Gebieten und Personen mit weniger ernsten oder gar keinen kriminellen Vergehen. Zusätzlich sollten die in „Criminology" veröffentlichten Forschungsergebnisse als Verbindungen und nicht als kausale gesehen werden.

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