SOH-Wert bei gebrauchtem Elektroauto ermitteln
So erkennen Sie, ob die Elektro-Occasion es wert ist
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Korrekte Berechnung des SOH-Wertes (Foto: Unsplash) |
Aarburg (ptp011/09.09.2025/08:05)
Die Traktionsbatterie ist das teuerste Bauteil eines E‑Autos. Ihr Zustand beeinflusst Reichweite, Ladeleistung und Wiederverkaufswert. Wer den SOH‑Wert kennt, entscheidet sicherer: Lohnt sich diese Elektro‑Occasion? Muss der Preis angepasst werden? Welche Garantie greift? Für den professionellen Autoankauf in der Schweiz ist der SOH ein zentrales Kriterium.
Schritt‑für‑Schritt: So ermitteln Sie den SOH‑Wert richtig
Schritt 1: Fahrzeugdaten und Tools vorbereiten
Checkliste:
- Fahrzeugschein/CoC, Erstzulassung, Laufleistung, Serviceheft
- Batterietyp (z. B. NMC/NCA oder LFP) & Neukapazität (brutto/netto in kWh)
- Batteriegarantie (Jahre/km und Schwelle, z. B. 70 %)
- OBD‑II‑Adapter (Bluetooth/USB) + passende Diagnose‑App
- Zugang zu AC‑Lader (Wallbox) und idealerweise DC‑Schnelllader
Tipp: Notieren Sie die Neukapazität aus dem Datenblatt/Prospekt. Darauf beziehen Sie später die Messung (Formel unten).
Schritt 2: Sichtprüfung & Basisdiagnose
12‑V‑Batterie und Fehlermeldungen prüfen (Warnleuchten, Meldungen im Display)
Software‑/BMS‑Version abfragen (falls im Menü einsehbar)
Ladehistorie erfragen (Anteil Schnellladungen, Standzeiten bei 100 %)
Temperaturbedingungen feststellen (kalte Batterien liefern vorübergehend geringere Leistung und Reichweite)
Temperaturbedingungen feststellen (kalte Batterien liefern vorübergehend geringere Leistung und Reichweite)
Schritt 3: BMS‑Daten auslesen (präzise Methode)
So gehen Sie vor (generisches Vorgehen – modellabhängige Apps in Klammern):
- OBD‑Adapter einstecken und koppeln.
- Diagnose‑App starten (z. B. LeafSpy – Nissan, CanZE – Renault, Car Scanner / OBDeleven – VAG, Scan My Tesla/Tessie – Tesla, Car Scanner – Hyundai/Kia, EVNotify – verschiedene).
- Im Live‑Daten‑Bildschirm SOH‑Wert ablesen. Zusatzwerte dokumentieren: nutzbare Kapazität (kWh), Zellspannung/Imbalance, Ladezyklen, Temperaturen.
- Screenshots anfertigen und zum Fahrzeugdossier speichern.
Interpretation: Ein Zellspannungs‑Delta > 30 bis 50 mV im mittleren SoC kann auf Ungleichgewicht hindeuten; sehr hohe oder sehr ungleiche Batterietemperaturen während DC‑Ladung sind Warnsignale.
Schritt 4: Praxis‑Kapazitätstest (Validierung)
Ziel: Die nutzbare Kapazität im Alltag bestimmen und mit dem Neuwert vergleichen.
Protokoll
1. Fahrzeug auf 100 % SoC laden und nach Ladeende noch 20 bis 30 Minuten angeschlossen lassen (BMS‑Balancing).
2. Trip‑Zähler auf Null.
3. Bei milden Temperaturen (idealerweise 15 bis 25 °C) fahren – konstant, ohne starke Höhenprofile, Heizung/Klima moderat.
4. Bis auf ~10 % SoC (oder niedrigste Restwarnung) fahren, dann stoppen.
5. Verbrauch (kWh/100 km) und gefahrene Strecke (km) vom Bordcomputer ablesen.Verbrauch (kWh/100 km) und gefahrene Strecke (km) vom Bordcomputer ablesen.
Berechnung
Genutzte Energie (kWh)=
Verbrauch (kWh/100 km) × Strecke (km)
: 100
Beispiel
Neukapazität (netto): 52 kWh
Tour: 210 km bei 18,5 kWh/100 km → genutzte Energie 38,85 kWh
Hochrechnung auf 0–100 %: optional Korrektur von 10 %‑Reserve → ~43,2 kWh nutzbar
SOH ≈ 43,2 / 52 = 83 %
Hinweis: Einige Hersteller haben Puffer (oben/unten), die nicht freigegeben sind. Vergleichen Sie deshalb mit der Netto- statt Brutto‑Kapazität.
Schritt 5: Ladeverhalten am DC‑Schnelllader prüfen (optional, aber aufschlussreich)
Batterie auf betriebswarme Temperatur bringen (mehrere km fahren). Ideal: 30 bis 40 °C.
Von 10 bis 70 % SoC einmal DC‑laden und die Ladekurve beobachten (kW vs. SoC).
Frühes Abregeln der Ladeleistung, starke Thermal‑Throttling oder grosse Temperaturdifferenzen zwischen Modulen können auf Verschleiss oder Software‑/Kühlprobleme hindeuten.
Schritt 6: Ergebnisse bewerten & Preis ableiten
Orientierungswerte (modellabhängig, als Faustregel):
≥ 90 % SOH: sehr gut – normale Alters-/Laufleistungswerte
80 bis 89 %: gut – übliche Degradation, Preisabschlag moderat
70 bis 79 %: merkliche Degradation – Preis und Nutzung prüfen
< 70 %: kritisch – nur mit deutlichem Preisnachlass/Plan für Reparatur
Preislogik (einfach & transparent)
Kapazitätsverlust (kWh) = Neukapazität (netto) − gemessene nutzbare Kapazität.
Preisabschlag ≈ Kapazitätsverlust (kWh) × Referenzwert (CHF/kWh).
Wählen Sie den Referenzwert konservativ nach Markt/Modell (z. B. 150 bis 300 CHF/kWh als grobe Spanne).
Zusätzlich: Zustand/Zellbalance, DC‑Ladehistorie, Restgarantie berücksichtigen.
Für den Autoankauf in der Schweiz lohnt sich ein standardisiertes Bewertungsblatt. So können Ankäufer die Entscheidung dokumentieren und beim Autoverkauf gegenüber Kund:innen transparent erklären.
Schritt 7: Alles dokumentieren (für Auto-Ankauf & Autoverkauf)
Fotos vom Kombiinstrument (SoC, Reichweite, Temperaturen)
Screenshots der App‑Werte (SOH, kWh, Zell‑Delta, Temperaturen)
Ladeprotokolle (AC/DC), Rechnungen, Garantie‑/Servicebelege
Testbedingungen (Temperatur, Strecke, Profil) & Berechnungsblatt beilegen
Häufige Fehler – und wie Sie sie vermeiden
Nur Reichweite vergleichen: Wird von Wetter, Reifen, Fahrweise stark beeinflusst → immer mit BMS‑Werten abgleichen.
Kalte Batterie testen: Liefert verzerrte Ergebnisse → vor Test warme Bedingungen sicherstellen.
Brutto statt netto vergleichen: Führt zu zu hohem SOH.
Keine Dokumentation: Erschwert Preisverhandlung, bei Gebrauchtwagen allgemein.
Mit BMS‑Auslesen + Praxis‑Kapazitätstest bewerten Sie jede Elektro‑Occasion fundiert. Das schützt Budget und Vertrauen – im Auto-Ankauf wie im Autoverkauf.
Benötigen Sie Unterstützung? Das Team von Autoankauf‑Einfach begleitet Sie beim Gebrauchtwagen‑Check, bei der Preisfindung und bei allen Fragen rund um den Autoankauf in der Schweiz. Kontaktieren Sie uns – wir helfen unkompliziert und transparent!
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