pte20250827001 in Forschung

Nach Krisen Liebe statt Hass im Social Web

Laut Studie der University of Cambridge entdecken Nutzer ihr Zusammengehörigkeitsgefühl


Malia Marks: Psychologin entdeckt unerwartete Reaktionen (Foto: cam.ac.uk)
Malia Marks: Psychologin entdeckt unerwartete Reaktionen (Foto: cam.ac.uk)

Cambridge (pte001/27.08.2025/06:00)

Vorfälle wie der Streifschuss, der den späteren US-Präsidenten Donald Trump während des vergangenen US-Wahlkampfs traf oder der Ausstieg des damaligen Präsidenten Joe Biden aus dem Rennen um seine Wiederwahl hat in den jeweils anderen Lagern nicht dazu geführt, dass im Social Web die Anhänger der jeweils anderen Partei attackiert wurden. Vielmehr kam es zur Solidarisierung mit dem eigenen Lager, so eine Studie des Social Decision-Making Lab der University of Cambridge.

Umkehrung in großen Krisen

Während frühere Untersuchungen gezeigt haben, dass Empörung das Engagement in den sozialen Medien gegen den "Gegner" fördern, kommt die Studie zum digitalen Verhalten während der US-Wahlen 2024 zu dem Ergebnis, dass sich dieser Effekt in einer großen Krise umkehrt. Solidarität innerhalb der eigenen Gruppe wird dann zum Motor der Online-Viralität, heißt es.

Die Forscher haben vor und nach diesen Ereignissen über 62.000 öffentliche Beiträge aus den Facebook-Konten von Hunderten von US-Politikern, Kommentatoren und Medien gesammelt, um zu sehen, wie sie das Online-Verhalten beeinflussten. "Wir wollten verstehen, welche Art von Inhalten in dieser für beide Gruppen sehr angespannten Zeit unter Republikanern und Demokraten viral gingen", so Psychologie-Doktorandin Malia Marks.

Weniger Hass gegen andere

"Negative Emotionen wie Wut und Empörung sowie Feindseligkeit gegenüber gegnerischen politischen Gruppen sind in der Regel ein Treibstoff für das Engagement in den sozialen Medien. Man könnte erwarten, dass dies in Zeiten von Krisen und externen Bedrohungen noch verstärkt wird. Doch wir haben das Gegenteil festgestellt. Es scheint, dass politische Krisen weniger Hass gegenüber anderen Gruppen als vielmehr Liebe innerhalb der eigenen Gruppe hervorrufen", meint Marks.

Unmittelbar nach dem Attentat auf Trump erhielten republikanisch orientierte Beiträge, die Einheit und gemeinsame Identität signalisierten, 53 Prozent mehr Zustimmung als solche, die dies nicht taten - ein Anstieg um 17 Prozentpunkte. Dazu gehörten kitschige Äußerungen wie die der "Fox News"-Kommentatorin Laura Ingraham: "Blutend und ungebrochen steht Trump unerbittlichen Angriffen gegenüber und bleibt dennoch stark für Amerika." Gleichzeitig sank die Zustimmung für republikanische Beiträge, die die Demokraten attackierten, um 23 Prozentpunkte gegenüber den Tagen zuvor.

Den gleichen Effekt beobachteten die Forscher in Cambridge, nachdem Biden seine Wiederwahlkampagne abgebrochen hatte. Daraufhin erhielten Beiträge, die sich solidarisch mit den Demokraten zeigten, 91 Prozent mehr Zustimmung als solche, die dies nicht taten - ein Anstieg um 71 Prozentpunkte gegenüber dem Zeitraum kurz vor dem Rückzug.

(Ende)
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