pte20110622017 in Business

RWE will Netzsparte Amprion loswerden

Verkauf von 75 Prozent bis Ende Juni - Gespräche mit Gazprom laufen


Stromtrassen: RWE will Sperrminorität an Amprion (Foto: pixelio.de, T. Kunze)
Stromtrassen: RWE will Sperrminorität an Amprion (Foto: pixelio.de, T. Kunze)

Essen/Düsseldorf (pte017/22.06.2011/11:20) Der vom Umsatz her zweitgrößte Energieversorger Deutschlands, RWE http://rwe.de , treibt den Konzernumbau voran. Wie die Süddeutsche Zeitung heute, Mittwoch, berichtet, befindet sich RWE zum aktuellen Verkauf der Netzsparte Amprion bereits im fortgeschrittenen Stadium. Zudem soll es weitere Geheimgespräche mit dem russischen Gasriesen Gazprom geben. Von der Mehrheit der Netzsparte will sich RWE-Chef Jürgen Großmann Kreisen nach schon in den nächsten Tagen trennen. Das Projekt namens "Andromeda" sieht vor, dass bis Ende Juni 75 Prozent der Sparte den Besitzer wechseln.

"Ist strategisch nicht sinnvoll"

"Dass Gazprom der Mehrheitseigner von Amprion wird, ist strategisch nicht sinnvoll. Denn was macht ein Gasversorger mit einem verhältnismäßig kleinen deutschen Stromnetz ohne Vertriebsstrukturen? Und fernab von Gazprom: Obwohl der Konzern wie seine Rivalen Einsparungen umsetzen muss, beraubt er sich mit einem Amprion-Verkauf dem zukünftigen Geschäft", sagt WestLB-Analyst Peter Wirtz http://westlb.de gegenüber pressetext. Dem Branchenkenner nach ist die Sparte eher interessant für eine Mischung aus Finanzinvestoren und ausländischen Netzbetreibern.

Trennt sich RWE tatsächlich von Amprion, so verliert es eines seiner Herzstücke. Denn der Bereich steht für das 11.000 Kilometer lange Hochspannungsnetz, das über 25 Mio. Kunden in West- und Süddeutschland mit Strom versorgt. Bankenkreisen nach sollen die wertvollen Stromtrassen RWE knapp eine Mrd. Euro in die Kassen spülen. Über ihre Tochter Commerz Real verhandelt die Commerzbank derzeit mit bis zu acht Investoren aus der Finanzbranche. Sie sollen drei Viertel der RWE-Tochter übernehmen. RWE behält 25 Prozent Sperrminorität.

Sparkurs zwingt zu Einschnitten

Großmann will den Konzerns noch vor seinem Abgang bis zum Herbst 2012 modernisieren. Nach dem schnellen Ausstieg und dem Festhalten der Regierung an der Brennelementesteuer soll RWE auf der Suche nach starken Partnern sein. Verkäufe von Randaktivitäten sollen den Essenern mittelfristig rund acht Mrd. Euro einbringen. Das Investitionsbudget reduzierte sich für die kommenden drei Jahre auf 18 Mrd. Euro. Bisher wollte Großmann bis 2020 die Kosten jährlich um 1,2 Mrd. Euro senken. Nun kommen noch einmal 200 Mio. Euro zusätzlich dazu.

Der RWE-Chef will sich dem Medienbericht zufolge auch mit Gazprom-Chef Alexej Miller in Russland zu Beratungen treffen. Inzwischen hat ein RWE-Manager das Zusammentreffen der beiden Unternehmensbosse bestätigt. Gazprom versucht bereits seit Jahren verstärkt auf dem deutschen Endkundenmarkt Fuß zu fassen. Bislang war der politische Widerstand jedoch zu groß. Eigenen Angaben zufolge wollen die Russen nicht nur Brennstoff liefern, sondern sich auch an deutschen Kraftwerksprojekten beteiligen. Gemeinsame Vorhaben seien so möglich.

(Ende)
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