Wirtschaftskriminelle oft in den eigenen Reihen
Mitarbeiter mit Schlüsselfunktionen besonders anfällig für Taten
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Schmiergeld: Unternehmen könnten Taten verhindern (Foto: pixelio.de, R. Sturm) |
Linz (pte001/21.06.2011/06:00) Männlich, in einer Führungsposition, zwischen 36 und 55 Jahren alt und schon fünf bis zehn Jahre im Unternehmen: So sieht der klassische Wirtschaftskriminelle aus, der seine Stellung missbraucht und Unternehmen mit betrügerischen Aktionen enorme Summen an Geld kostet. Zu diesem Schluss kommt die Erhebung "Who is the typical fraudster?" der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG http://www.kpmg.com , für die 348 Fälle aus 69 Ländern untersucht wurden. Das Problem: Langjährige Mitarbeiter genießen hohes Vertrauen.
Lange Loyalität als Problem
Die Steuerprüfer stellen in ihrer Auswertung fest, dass der "typische" Täter im Großteil aller Fälle langjährig für die Firma arbeitet sowie eine Führungsposition mit Schlüsselfunktionen innehat. Mit einem entsprechenden Wissen können sie viel einfacher Kontrollmechanismen übergehen. Zudem kennen diese Mitarbeiter die internen Abläufe genau und wissen, worauf sie Acht geben müssen. Den Experten nach kommen die wenigsten Mitarbeiter jedoch mit Vorsatz ins Unternehmen, einen Betrug zu begehen oder sich auf Firmenkosten zu bereichern.
"Die Zahl derjenigen, die von Anfang an einen Betrug planen, ist klein. Vielmehr sind es oft Veränderungen der persönlichen Lebensumstände. Aber auch zu hoch gesteckte Arbeitsziele, zu hoher Leistungsdruck sowie das Gefühl, für seine Arbeit nicht entsprechend entlohnt oder geachtet zu werden, sind Motive", meint Uwe Dolata, Anti-Korruptionsexperte und Sprecher des Bundes Deutscher Kriminalbeamter http://www.bdk.de , auf Nachfrage von pressetext. Veruntreuung und Beschaffungskriminalität kommen laut KPMG-Studie am häufigsten vor.
Nur die Spitze des Eisbergs aufgedeckt
Der Analyse nach machen Veruntreuung und Beschaffungskriminalität mit 43 Prozent knapp die Hälfte aller 348 untersuchten Fälle aus. Besonders beliebt sind auch gefälschte oder geschönte Zahlen im Finanzreporting sowie die Ausstellung falscher Rechnungen, um sich persönliche oder finanzielle Vorteile zu verschaffen. "Die Zahlung von Bestechungsgeldern ist ebenfalls beliebt. In wirtschaftlich boomenden Ländern wie China ist das Einkaufen von Entscheidungen Standard. Was aufgedeckt wird, ist nur die Spitze des Eisbergs", sagt Dolata.
KPMG-Geschäftsführer Michael Nayer ergänzt die Liste durch Straftaten wie die Annahme von Geschenken zur Unterzeichnung von überhöhten Projektkosten und geheime Absprachen zwischen Lieferanten, die oftmals zu überhöhten Preisen sowie einer Marktverzerrung führen. Im internationalen Vergleich gab es in 61 Prozent der Fälle Mittäter, die meist direkte Partner waren wie Kunden, Lieferanten oder Berater. In Österreich wurde die Hälfte der Delikte von Mitarbeitern begangen, die andere Hälfte allein. Das Problem: Warnsignale werden ignoriert.
Mit offenen Augen betrachtet, könnte so mancher Fall schon im Frühstadium erkannt werden. Laut KPMG gingen weltweit 56 Prozent der kriminellen Handlungen ein oder gleich mehrere Alarmsignale voraus. In Österreich war dies bei 48 Prozent der Fall. In den untersuchten Fällen wurden jedoch nur sechs Prozent nachverfolgt, in Österreich gar nur fünf Prozent. Bei der Aufklärung als hilfreich erwiesen haben sich anonyme Whistleblower Hotlines, bei denen Hinweise deponiert werden können. Experten raten zudem zu kurzen Stichprobenprüfungen.
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