pte20110617008 in Business

Chinas Beamte stehlen bei Flucht 123 Mrd. Dollar

Internes Dokument der Zentralbank bezichtigt 18.000 Personen


US-Flaggen: USA ist Lieblingsziel fliehender Chinesen (Foto: pixelio.de, Sturm)
US-Flaggen: USA ist Lieblingsziel fliehender Chinesen (Foto: pixelio.de, Sturm)

London/Peking (pte008/17.06.2011/11:20) Die so stark wie nie wachsende Volksrepublik China kämpft gegen Korruption in den eigenen Reihen. Wie aus einem streng vertraulichen Bericht der chinesischen Zentralbank hervorgeht, haben chinesische Regierungsbeamte über einen Zeitraum von 15 Jahren rund 800 Mrd. Yuan (rund 123,6 Mrd. Dollar) aus dem Land geschmuggelt. Erste Zieladresse waren hierbei vor allem die USA. Bis 2008 sind dem Report nach zwischen 16.000 bis 18.000 Beamte und Angestellte staatlicher Unternehmen mit beträchtlichen Geldsummen aus dem Land getürmt.

Für Unternehmen interessant

"Das Phänomen ist nicht neu. Schließlich geht es um die Sicherung eigener Vorteile in einem Umfeld, das marktwirtschaftlich und politisch demokratisch organisiert ist", erläutert Werner Rügemer, Vorsitzender der Business Crime Control http://businesscrime.de , im Gespräch mit pressetext. Dem Insider nach ist China die kommende Wirtschaftsmacht, was von allen Seiten Begehrlichkeiten weckt. "Diese Leute sind für ausländische Investoren hochinteressant."

Wie die britische Financial Times heute, Freitag, schreibt, datiert der interne Bericht auf Mitte Juni 2008. Erst diese Woche wurde der insgesamt 67 Seiten fassende Report auf der Webseite der Geldwäscheabteilung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht - und sorgte für Empörung in chinesischen Zeitungen. Kurz nach den ersten kritischen Berichten von Blättern wie Shanghai Daily entschieden sich die Behörden jedoch dazu, das Dokument wieder offline zu nehmen.

Geld in USA, Kanada, Australien

Da die Informationen nach wie vor im World Wide Web zu finden sind, kommen immer mehr Details ans Licht. So ist das Schreiben in zwei Teile gegliedert. Im ersten wird angeführt, wer genau in welche Länder geflohen ist. Im zweiten Teil werden die unterschiedlichen Tricks der Beschuldigten benannt, über die das Geld aus China geschmuggelt wurde. Neben den USA waren Kanada, Australien, die Niederlande, Thailand, Malaysia sowie Russland Fluchtziele.

"Obwohl in China Todesstrafe auf Korruption steht, werden Entscheidungen oft eingekauft", verdeutlicht auch Uwe Dolata, Anti-Korruptionsexperte und Sprecher des Bundes Deutscher Kriminalbeamter http://bdk.de , auf Nachfrage von pressetext. "Vor allem Personen, die über Schlüsselfunktionen verfügen, sind anfällig für Korruption durch ausländische Unternehmen, die Marktzugang in China haben wollen. Viele Chinesen sehen zudem Vorteile der Freiheit."

Transfer über Kasinos und fremde Konten

Beliebtster Weg, um die Beträge außer Landes zu schaffen, waren vor allem Überweisungen auf westliche Konten. So soll ein früherer Angestellter des chinesischen Finanzministeriums eine Million Yuan auf das Konto des im Ausland studierenden Sohnes überwiesen haben. Ein anderer Politiker, der sich der Loyalität zu seinem Arbeitgeber nicht mehr verpflichtet fühlte, soll das Geld über das Konto einer Geliebten in Hong Kong ist Ausland transferiert haben.

Die Geldtransaktionen zeigen zuweilen auch skurrile Methoden. So soll ein Parteimitglied das Geld in Kasinos geschleust haben, die sich in der Sonderverwaltungszone Macao befinden. Wieder andere Personen hätten die Summen in Auslandsinvestitionen gesteckt oder große Mengen Luxusgüter per Kreditkarte gezahlt. Später seien die Ausgaben dann über schwarze Kassen ausgeglichen worden, heißt es in einem Bericht des Wall Street Journals.

(Ende)
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