pte20110620010 Handel/Dienstleistungen, Unternehmen/Wirtschaft

Kunden egal: Ergo hatte einzig Provisionen im Blick

Kündigung von Lebensversicherungen, um neue Produkte abzuschließen


Ergo-Zentrale Hamburg: Unternehmen weiter in den Schlagzeilen (Foto: ergo.de)
Ergo-Zentrale Hamburg: Unternehmen weiter in den Schlagzeilen (Foto: ergo.de)

Düsseldorf (pte010/20.06.2011/11:20) Die Ergo Versicherungsgruppe http://www.ergo.de kommt nicht aus den Negativschlagzeilen heraus. Wie die Financial Times Deutschland schreibt, sollen Vertreter der Firma Kunden mit beitragsfrei gestellten Lebensversicherungen geraten haben, ihre Verträge zu kündigen. Der Grund: Mit der Vermittlung neuer Produkte konnten diese hohe Provisionen einstreichen. Die ausgezahlten Summen sollten die Kunden dann in spezielle Unfallversicherungen investieren.

Beratung zweitrangig

Den eigentlichen Skandal sehen Insider wie Konsumentenschützer darin, dass den betroffenen Kunden in den meisten Fällen verschwiegen wurde, dass sie mit der Lebensversicherung auch Steuervorteile sowie die Zinsgarantie aufgeben, die bis zu vier Prozent beträgt. Die Gier nach Profiten durch hohe Abschlussprovisionen dürfte oftmals über der eigentlichen Beratung der Kunden gestanden haben. Das Ansehen des Konzerns nimmt somit weiter schweren Schaden.

Ergo-Sprecherin Alexandra Klemme will die neuen Vorwürfe auf pressetext-Nachfrage nicht weiter kommentieren und verweist darauf, dass man "die Vorgänge derzeit noch recherchiert" und am Nachmittag mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit tritt. Dem Bericht zufolge sollen Vertreter der einstigen Ergo-Tochter Victoria systematisch und "auf Anweisung von oben" Kunden mit beitragsfrei gestellten Lebenspolizzen angesprochen haben, berichten Mitarbeiter.

In bis zu 4.000 Fällen erfolgreich

Ersten Erkenntnissen zufolge sind zwischen 2.000 und 4.000 Polizzen auf Anraten der Berater gekündigt worden. Die somit freien Mittel flossen in den Abschluss von Unfallversicherungen mit sogenannter Beitragsrückgewähr (UBR). UBR-Polizzen sind nicht völlig unumstritten, da diese die Unfalldeckung mit einem mäßig verzinsten Sparvertrag verbindet. Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten zu dem Produkt: "Die UBR ist eine der überflüssigsten Sparten."

Obwohl Klemme nicht konkret auf die neuen Vorwürfe eingeht, bestreitet das Unternehmen, dass ein systematisches Vorgehen vorliegt. "Nach ersten Hinweisen auf Umdeckungen von beitragsfrei gestellten Lebensversicherungen untersagte das für den Victoria-Vertrieb zuständige Vorstandsmitglied Olaf Bläser in einem Schreiben an die Vertriebsstellen Mitte August 2009 diese Praktiken umgehend", erklärt ein Sprecher. Trotzdem sei Ergo nicht sicher, "dass in jedem Fall den Kunden Vor- und Nachteile transparent gemacht wurden".

(Ende)
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