pte20091016015 in Business

EU will Banken Pleite gehen lassen

Aufsichtsbehörden sollen individuelle Abwicklungspläne vorbereiten


Großbanken erhalten individuelle Testamente (Foto: pixelio.de, RainerSturm)
Großbanken erhalten individuelle Testamente (Foto: pixelio.de, RainerSturm)

Brüssel (pte015/16.10.2009/10:51) Die EU hat offenbar auf die Forderungen zahlreicher NGOs und Wirtschaftsexperten reagiert, in Zukunft nicht alle existenzbedrohten Banken um jeden Preis zu retten. Im Notfall müsse es möglich sein, grenzüberschreitende Institute zu liquidieren, so die EU in einer Vorlage für den Finanzministerrat Ecofin. Wie Hans-Peter Burghof, Lehrstuhlinhaber für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistung an der Universität Hohenheim http://www.uni-hohenheim.de , im Gespräch mit pressetext verdeutlicht, muss die zu befürwortende freie Marktwirtschaft auch Bankenpleiten zulassen.

Jeder Bank ihr Testament

Zuletzt hatte das globalisierungskritische Netzwerk attac ein System gefordert, in dem Banken Bankrott gehen dürften, ohne die gesamte Finanzwelt zu bedrohen (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/090917023/). Dem Ecofin-Papier zufolge benötigt die EU "eine glaubwürdige Alternative zur staatlichen Stützung" der Banken. Wie das Handelsblatt berichtet, seien vonseiten der Finanzaufsichtsbehörden daher ein Notfallszenario sowie ein individueller Abwicklungsplan für jede einzelne Großbank vorzubereiten. Schon im kommenden Jahr sollen die Institute über ihre "Testamente" verfügen.

Neben einer stärkeren zwischenstaatlichen Zusammenarbeit im Fall von Krisen sieht die Ecofin-Beschlussvorlage Regulierungsmaßnahmen im Finanzsektor vor. So will die EU eine europäische Finanzaufsicht gründen, die aus drei Agenturen für Banken, Versicherungen und Wertpapiermärkte bestehen soll. Zudem ist ein Systemrisiko-Rat bei der EZB vorgesehen.

Eingriff in nationales Recht

Um Krisen in Zukunft zu verhindern, schlägt Brüssel Maßnahmen vor, die teilweise tief in nationales Recht eingreifen. Das Konkursrecht für Banken solle etwa europaweit harmonisiert werden. Darüber hinaus müssten die EU-Staaten verbindliche Vereinbarungen treffen, wer im Fall einer Pleite international tätiger Institute welche finanziellen Lasten zu tragen habe.

Europaweite Banken-Stresstests, wie sie bereits im Sommer durchgeführt wurden (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/090609034/), sollen ab dem kommenden Jahr regelmäßig stattfinden und um nationale Tests ergänzt werden. Außerdem sei ein europäisches Einlagensicherungssystem geplant, um Kapitalanlagen im Fall von Bankenpleiten zu schützen. Derzeit existieren entsprechende Systeme, die neuen Regeln unterstellt werden sollen, nur auf nationaler Ebene.

(Ende)
Aussender: pressetext.deutschland
Ansprechpartner: Manuel Haglmüller
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