pte20091015025 in Business

"Hedge Fonds ziehen Anleger über den Tisch"

Branche gerät wegen Gebührenausfällen selbst unter Druck


Anleger lassen sich über den Tisch ziehen (Foto: pixelio.de, RainerSturm)
Anleger lassen sich über den Tisch ziehen (Foto: pixelio.de, RainerSturm)

Frankfurt/Zürich (pte025/15.10.2009/11:34) Die erfolgsverwöhnte Hedge-Fonds-Branche hat in den vergangenen neun Monaten eine Rekordrendite von 17 Prozent erwirtschaftet - soviel wie seit elf Jahren nicht mehr. Dennoch geraten weitere, vornehmlich kleine Investmentfirmen in Existenznot. Grund dafür sind ausbleibende Gebühren vonseiten der Anleger. "Das gesamte Gebührensystem ist schon an sich ein Skandal. Es ist komplett intransparent und die Hedge Fonds ziehen ihre Anleger damit regelmäßig über den Tisch", kritisiert Steffen Binder, Research-Director der Informationsplattform MyPrivateBanking.com, im Gespräch mit pressetext.

Im Vergleich zu den Jahren vor der Krise sind die erfolgsabhängigen Beiträge der Anleger deutlich gefallen, was die Hedge-Fonds-Industrie merklich unter Druck setzt. So muss die Vergütung erst geleistet werden, sobald die Fonds die Verluste der Vergangenheit ausgeglichen haben. Sie werden an der sogenannten "High-Water-Mark" bewertet, die die historischen Höchststände der Fonds abbildet. Diese Marke muss übertroffen werden, um erfolgsabhängige Gebühren erheben zu können. "Sobald die Fonds in die Verlustzone geraten, ist es schwierig, die High-Water-Mark zu erreichen, an der ihre Performance bewertet wird", erklärt Binder.

Dem Experten zufolge ist die Lebensdauer vieler Hedge Fonds aufgrund der erfolgsabhängigen Gebühren automatisch begrenzt. Bei ausbleibendem Erfolg "werden die Fonds kurzerhand dicht gemacht, um neue zu eröffnen", führt Binder aus. Seit 2007 seien rund 1.500 Hedge Fonds geschlossen worden. Gleichzeitig wurden jedoch etwa 2.500 neue Produkte aufgelegt. "Die Anleger lassen sich über den Tisch ziehen, indem sie den Fonds Glauben schenken, dauerhaft hohe Gewinne erzielen zu können", betont Binder gegenüber pressetext.

Um die Verluste der Hedge Fonds aus dem Vorjahr auszugleichen, reicht ihre aktuelle Rendite von 17 Prozent nicht aus. Die Erfolgsvergütung für Hedge Fonds betrug vor der Krise 20 Prozent. 2008 hat die Branche im Durchschnitt jedoch knapp 20 Prozent eingebüßt. Hedge Fonds müssen in der Regel mehr Rendite abwerfen als der Geldmarktzins einbringt, bevor sie ihre Anleger zur Kasse bitten dürfen, berichtet die Financial Times Deutschland. Andernfalls zahlen die Kunden nur eine Grundgebühr von meist maximal zwei Prozent der Anlagesumme.

Dass die Gebühren trotz hoher Renditen ausfallen, verdeutliche, wie stark die Finanzkrise viele Hedge Fonds getroffen habe und sie nach wie vor unter Druck setze. Seit 1990 hätten die Anlagevehikel nur 2002 eine negative Jahresrendite hinnehmen müssen. Um Anleger zu locken, sind viele Anbieter dazu übergegangen, ihre Gebühren etwa auf 1,5 Prozent Fixum und zehn Prozent Erfolgsprämie zu senken. Mittlerweile seien die Einnahmeausfälle jedoch so hoch, dass weitere Schließungen von Hedge Fonds zu erwarten seien.

(Ende)
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