Berater: Noch kaum Gewinne im Netz
Communities noch der sicherste Weg zum Geldverdienen
München (pte) (pte004/04.06.1998/08:00) Vor allzu schneller Euphorie in Sachen "E-Business" warnt Adam Bird, Vice President des weltweit tätigen Beratungsunternehmen Booz-Allen & Hamilton: "Viele Unternehmen, auch in den USA, unterschätzen noch immer die Probleme, die im Internet auf sie warten." Kurzfristig sei deshalb nicht der "schnelle Profit" zu erreichen. Selbst im Vorreiterland Amerika wird zur Zeit noch kaum Geld im Internet verdient. Und auch die meisten der ganz großen Online-Player machen zum Teil noch Verluste.
"Das Netz ist eine Revolution. Aber man darf vor lauter Euphorie nicht die fundamentalen Geschäftsregeln aus der ,wahren' Welt vergessen." Bird, Vice President Booz-Allen & Hamilton und für den Bereich Multimedia zuständiger Partner, glaubt nicht an schnelle Geschäfte im Internet. Gar nicht so selten seien die Management- und Technologie-Berater im Rahmen ihrer Tätigkeit zum Schluß gekommen, daß ihren Klienten der Gang ins Netz (vorerst) nicht zu empfehlen sei. "Die Rolle, die wir spielen, ist es, die Realität einzubringen", verweist Bird auf die mitunter recht krausen Vorstellungen, mit denen Firmen in die digitale Zukunft starten.
"Viele Unternehmen unterschätzen die Schwierigkeiten, die es im Netz gibt." Im Bereich E-Commerce reiche beispielsweise eine Homepage nicht aus, um den Handel in Schwung zu bringen. Vielmehr dürfe man das ganze Fulfillment nicht vergessen, das notwendig ist, bis die Kunden in kurzer Zeit das richtige Produkt in Händen halten: "Es handelt sich hier um eine klassische logistische Aufgabe, um ein komplexes Geschäftssystem, das erst einmal aufgebaut werden und reibungslos funktionieren muß." Treten im Service Fehler auf, so Bird, könnten anstelle lukrativer Geschäfte schnell nachhaltige Imageverluste entstehen.
Kurzfristig, ist der Berater deshalb überzeugt, wird im Internet keineswegs das große Geld verdient. Vor allem in Deutschland liege die zögerliche Entwicklung an hohen Eingangs-Investitionen, denen kein kurzfristiger Return-on-investment gegenüberstehe, dem harten Wettbewerb durch die ins Netz strömende Konkurrenz, den rasanten technologischen Entwicklungen und der noch zu geringen Net- und PC-Penetration im privaten Bereich. Ein weiterer wichtiger Grund sei die weitverbreitete "Free-lunch-Mentalität" der Internet-User, die da glauben, daß alles im Netz umsonst zu haben sei. Da könne es potentiellen Verkäufern schon schwer fallen, kostenpflichtige Angebote auf den elektronischen Markt zu bringen.
In den nächsten Jahren haben nach Auffassung von Booz-Allen & Hamilton jene Geschäftsmodelle die besten Chancen, die über gemischte Einnahmen sowohl aus Werbung wie auch aus Abonnements und dem Verkauf von Produkten und Dienstleistungen verfügen. Ideale Voraussetzungen hierfür böten die Interessengemeinschaften im Netz: "Communitys zu gründen, halten wir für eine sichere Möglichkeit, um Geld zu verdienen", sagt Adam Bird. Das amerikanische Unternehmen Geocities etwa hat die Community zum Geschäftsprinzip erhoben.
Es werden unterschiedliche Gemeinschaften für Net-Anwender mit gleichen Interessen (Filme, Kunst, Sport ...) kreiert. Die Bewohner der virtuellen Städte können interaktiv miteinander reden und Informationen austauschen. Werbungtreibenden wiederum bietet sich damit eine genau definierte und bekannte Zielgruppe, der maßgeschneiderte Produkte und Dienstleistungen angeboten werden können. Auch haben Community-Mitglieder Erfahrung mit dem Netz und sind in vertrauter Umgebung aufgeschlossener und zahlungsbereiter als Netz-Anfänger.
Aufgrund langjähriger Beratungserfahrung haben die Spezialisten zwölf Prinzipien aufgestellt, deren Beachtung Unternehmen bessere Chancen eröffne, rentabel zu werden. Zu den wichtigsten Regeln gehört es danach, sein Geschäft den neuen Regeln der globalen Computernetze anzupassen. Jedes Unternehmen, so Bird, müsse für sich prüfen, ob es und damit auch seine Kunden überhaupt "onlinefähig" sei. Danach seien, wie im "richtigen Leben", Businesspläne zu erstellen, denn auch elektronische Marktplätze hätten ökonomischen Prinzipien zu folgen. Spätestens in 5 Jahren wird Internet hierzulande zum "Fact of life" gehören: "Die Angst, daß wir nie den Gap mit den USA schließen, ist unberechtigt." (horizont)
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