pte20211220010 in Leben

Mutter-Psyche wichtig für Kindesentwicklung

Internationale Studie belegt: Bei Problemen im Elternhaus wirken bereits geringe Veränderungen


Kind: Leiden der Eltern überträgt sich (Foto: pixabay.com, Alexas_Fotos)
Kind: Leiden der Eltern überträgt sich (Foto: pixabay.com, Alexas_Fotos)

Uppsala (pte010/20.12.2021/10:30)

Mehrere Studien bei syrischen Flüchtlingsfamilien in der Türkei und Familien in Schweden und Bhutan zeigen, dass Kinder von Müttern mit einer schlechten psychischen Gesundheit dem Risiko ausgesetzt sind, in ihrer kognitiven Entwicklung zurückzubleiben. Laut dem Studienleiter Gustaf Gredebäck von der Uppsala University https://www.uu.se/en und dem Uppsala Child and Baby Lab https://psyk.uu.se/uppsala-child-and-baby-lab reichen bereits sehr geringe Veränderungen aus, um diese Wechselwirkung zu durchbrechen und es den Kindern zu ermöglichen, dass sie zur ihrer normalen Entwicklungsstufe zurückkehren. Von vielen Menschen umgeben zu sein und in einer verfügbaren Gemeinschaft zu leben, das sind in allen drei Ländern die wichtigsten Faktoren für die Hilfe an den Kindern.

Laut Gredebäck gewinnt ein Kind statistisch betracht ein ganzes Jahr seiner kognitiven Entwicklung, wenn sich die psychische Gesundheit der Mutter um vier Prozent verbessert. Die Forschung wurde mittels Interviews und experimentelle Studien vor Ort in Bhutan, der Türkei und Schweden durchgeführt. In Schweden und Bhutan nahmen 120 Familien mit 9 – 10 Monate alten Säuglingen teil. In der Türkei gehörten 100 Familien, die aus Aleppo in Syrien geflohen waren, zu den Studienteilnehmern. Sie hatten Kinder zwischen 6 und 18 Jahren. In Schweden waren Familien mit kleinen Kindern die primären Teilnehmer der vom Uppsala Child and Baby Lab Forschungsarbeit. In Bhutan wurden die Daten in Zusammenarbeit mit der Faculty of Nursing and Public Health und der Khesar Gyalpo University of Medical Sciences of Bhutan gesammelt. In der Türkei wurden die Untersuchungen mit Unterstützung von Forschern des Department of Peace and Conflict Research der Uppsala University durchgeführt.

[b]Intelligenz nicht beeinträchtigt[/b]

Ein gemeinsames Ergebnis für die Familien in allen drei Ländern war, dass mehrere der kognitiven Fähigkeiten der Kinder durch die psychische Gesundheit der Mütter beeinflusst wurden. Dabei spielte es keine Rolle, ob es sich um eine Flüchtlingsfamilie in Syrien oder eine Familie in einem sichern Umfeld in Schweden handelte. Die Intelligenz des Kindes schien nicht betroffen zu sein. Vielmehr waren es die Aufmerksamkeit, das soziale Verständnis und die Fähigkeit Entscheidungen zu treffen, beeinträchtigt. Die individuellen Rahmenbedingungen der Mutter können die Lage noch verschlechtern. Die Auswirkungen auf das Kind sind größer, wenn die Mutter über ein geringes Bildungsniveau verfügt, die soziale Unterstützung gering ist, wenn sich die Mutter sich diskriminiert fühlt und der soziale Status gesunken war.

[b]Kulturen können voneinander lernen[/b]

Es gibt jedoch klare Maßnahmen, die eine Gesellschaft ergreifen kann, um die Situation einer Mutter und ihr Wohlbefinden zu verbessern und so die Auswirkungen auf das Kind zu verringern: Unterstützung durch den Partner, eine große Familie oder ein großes soziales Netzwerk und dass die Gesellschaft sich zusammentut und die Mutter unterstützt. „Alle diese Kulturen verfügen über Aspekte, die positiv sind. In Schweden gibt es individualistischen Umfelder. Wir verfügen zum Beispiel über mehr Geschlechtergerechtigkeit. Die Möglichkeit die Elternzeit kann eine Art von Erleichterung sein. Gleichzeitig haben wir nur wenige natürliche Versammlungsorte für Verwandte und soziale Situationen. Das ist in den Gruppen in den anderen Ländern viel stärker. In Bhutan hilft zum Beispiel das aktive religiöse Leben ziemlich viel. Dort gibt es eine starke Verbindung zur Religion und viele Menschen nehmen mehrmals in der Woche an religiösen Treffen teil. Das bringt eine Routine für regelmäßige Treffen mit anderen Menschen und eine umfangreiche soziale Unterstützung."

Es sei wichtig anzumerken, dass die beschriebenen Wechselbeziehungen statistisch sind, also auf Beobachtungen zwischen verschiedenen Teilen der Studien beruhen. Die Forscher haben die Kausalität der Wechselbeziehungen durch die Verbesserung der psychischen Gesundheit der Mütter in gefährdeten Umfeldern und die Messung der Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder noch nicht untersucht. Das soll aber in einem nächsten Schritt geschehen. Laut Gredebäck machen diese Forschungsergebnisse Hoffnung, dass offensichtlich bereits kleine Verbesserungen notwendig sind, damit ein Kind wieder auflebt. In Schweden müsse man hart daran arbeiten, die Isolation vor allem bei alleinerziehenden Müttern aufzubrechen. „Wir haben keinen sozialen Klebstoff." Die Forschungsergebnisse wurden in „Developmental Science" veröffentlicht.

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