pte20210922002 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

EEG liefert fünf Jahre früher Alzheimer-Diagnose

Verfahren ist vollständig passiv ausgelegt und erfordert keinerlei Mitwirkung des Patienten


George Stothart: Gehirnfunktion wird objektivierbar (Foto: bath.ac.uk)
George Stothart: Gehirnfunktion wird objektivierbar (Foto: bath.ac.uk)

Bath (pte002/22.09.2021/06:00)

Forscher der University of Bath https://www.bath.ac.uk haben einen einfachen aber revolutionären Ansatz für eine frühere Diagnose von Alzheimer entwickelt. Die Psychologen setzen ein neues Verfahren zur passiven Messung der Gehirnaktivität ein. Dabei schauen die Teilnehmer zwei Minuten lang auf einem Computer auf eine Reihe von blinkenden Bildern. Währenddessen werden ihre Gehirnwellen mit einer EEG-Kappe gemessen. Das Verfahren ist beim Aufgreifen von kleinen, subtilen Veränderungen der Gehirnwellen sehr effektiv. Sie treten auf, wenn eine Person sich an ein Bild erinnert. Entscheidend dabei sei, so die Forscher, dass das Verfahren vollständig passiv ist. Das bedeutet, dass die untersuchte Person weder die Aufgabe verstehen noch reagieren muss. Es könnte sogar sein, dass sie sich ihrer Gedächtnisantwort gar nicht bewusst ist.

Das Team hinter der Technologie mit der Bezeichnung „Fastball EEG" betont, dass sie kostengünstig und mobil ist. Sie beruht auf bestehenden Technologien, die in Krankenhäusern bereits zur Verfügung stehen. Damit ist das neue Verfahren auch leicht skalierbar. Derzeit wird damit begonnen, Fastball EEG in einer Studie zu den frühesten Stadien von Alzheimer einzusetzen. An diesem Projekt sind auch das Research Institute for the Care of Older People (RICE) und das Bristol Brain Centre at Southmead Hospital beteiligt. 

[b]Screening wie bei Bluthochdruck[/b]

In der nahen Zukunft hoffen die Forscher, dass Fastball EEG dazu beitragen kann, den Zeitpunkt der Diagnose um bis zu fünf Jahre zu beschleunigen. Langfristig sollen noch bessere Werte erzielt werden. Sie vergleichen ihre Zukunftsvorstellungen für diese Anwendung mit den Screeningtools, die derzeit bei Tests für Bluthochdruck bei Personen mittleren Alters eingesetzt werden. Laut dem Forschungsleiter George Stothart bietet Fastball EEG einen wirklich neuen Ansatz zur Messung der Funktion des Gehirns. Die untersuchte Person muss den Test weder verstehen noch reagieren. Sie schauen einfach auf einen Bildschirm mit blinkenden Bildern. „Durch die Art und Weise wie wir die erscheinenden Bilder manipulieren, können wir sehr viel darüber lernen, wo zu ein Gehirn in der Lage ist und wozu nicht. 

[b]Ziel objektive Beurteilung[/b]

Laut dem kognitiven Neurowissenschaftler verpassen die derzeit eingesetzten Tests die ersten 20 Jahre der Erkrankung und damit auch große Möglichkeiten den Menschen zu helfen. „Jahrzehntelang haben wir in der wissenschaftlichen Forschung über Tools verfügt, die untersuchten, wie das Gehirn arbeitet. Wir haben aber nie den Sprung zu einem umsetzbaren klinischen Instrument zur objektiven Beurteilung der Kognition geschafft. Wir hoffen, dass Fastball dieser Sprung sein wird." Derzeit befänden sich die Forscher in einem wirklich spannenden Entwicklungsstadium. „Wir testen das Tool in immer früheren Stadien von Alzheimer. Gleichzeitig weiten wir die Art von Gehirnfunktion aus, die gemessen werden kann. Dazu gehören Sprache und die visuelle Verarbeitung." Damit soll nicht nur Alzheimer besser verstanden werden, sondern auch andere weniger verbreitete Formen von Demenz. Die Forschungsergebnisse wurden in „Brain" veröffentlicht.

[b]Alzheimer weit verbreitet[/b]

Alzheimer ist zugrundeliegende Ursache von rund 60 Prozent aller Demenzerkrankungen. Schätzungen gehen davon aus, dass in Europa und Nordamerika 5 bis 7 Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Weitere Schätzungen gehen davon aus, dass die Krankheit allein in Großbritannien jährlich Kosten in der Höhe von 26 Milliarden Britische Pfund, rund 30 Milliarden Euro verursacht. Alzheimer wird derzeit mittels einer Kombination von subjektiven und objektiven Berichten des Verlusts kognitiver Funktionen diagnostiziert. Häufig werden dabei in einem Krankenhaus Gedächtnistests durchgeführt. Laut den Forschern sind diese Tests anfällig für verschiedene Verfälschungen. Dazu gehören die Angst vor der Beurteilung aber auch die Notwendigkeit von verbalen und schriftlichen Kommunikationsfähigkeiten, die sie für bestimmte Menschen wirkungslos werden lassen. 

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