pte20251023001 in Forschung

Design macht Grafiken oft missverständlich

Vertrauen hängt laut neuer Untersuchung des MIT vor allem davon ab, wer sie wie gestaltet hat


Grafik: Diese übermittelt auch soziale Signale (Bild: Moondance, pixabay.com)
Grafik: Diese übermittelt auch soziale Signale (Bild: Moondance, pixabay.com)

Cambridge (pte001/23.10.2025/06:00)

Grafiken, die komplexe Zusammenhänge und Zahlen anschaulich darstellen und verständlich machen sollen, werden je nach Art der Darstellung und des Urhebers von Betrachtern unterschiedlich interpretiert. Laut Forschern des Massachusetts Institute of Technology (MIT) beurteilen die Betrachter den sozialen Kontext einer Visualisierung in erster Linie anhand ihrer Gestaltungsmerkmale, wie der Farbpalette oder der Anordnung der Infos, und nicht anhand der zugrunde liegenden Daten. Zudem glauben sie eher an das, was sie sehen, wenn der Urheber der Grafik der gleichen Meinung wie sie selbst sind.

Grafiken vermitteln soziale Signale

"Wenn Sie durch soziale Medien scrollen und ein Diagramm sehen, von dem Sie annehmen, es sei nur erstellt worden, um Aufmerksamkeit zu erregen, befassen Sie sich gar nicht mehr mit den Daten. Grafiken vermitteln mehr als die Daten, die sie zeigen, sie vermitteln auch andere soziale Signale", sagt MIT-Forscher Arvind Satyanarayan. Das schließt er aus einer Studie mit Nutzern der Social-Media-Plattform Tumblr.

In Einzelinterviews haben die Forscher ihnen eine Vielzahl von realen Visualisierungen aus Online-Quellen sowie modifizierte Visualisierungen gezeigt, bei denen sie die Textinfo entfernt hatten. Letzteres sollte die Art und Weise nachahmen, wie Menschen oft mit Online-Visualisierungen interagieren. "Denn unsere Interaktion mit sozialen Medien dauert nur wenige Sekunden. Die Menschen nehmen sich nicht die Zeit, den Titel eines Diagramms zu lesen oder sich die Daten genau anzusehen."

Design beeinflusst die Deutungen

Die Interviews haben ergeben, dass die Nutzer detaillierte Rückschlüsse auf die Personen oder Organisationen zogen, die die Visualisierungen erstellt hatten, basierend auf dem, was sie als "Vibes" bezeichneten, also Design-Elementen wie Farben und Formen. Diese Rückschlüsse wiederum beeinflussten ihr Vertrauen in die Daten oder dessen Fehlen. Das Phänomen trat in beiden Fällen auf: bei der Originalgrafik und der ohne Texte.

Aufbauend auf dieser ersten Arbeit, haben die Experten dieselbe Methodik in drei quantitativen Studien verwendet, in denen eine größere Zahl von Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund befragt wurde. Dabei stellte sie dasselbe Phänomen fest: Menschen ziehen aufgrund des Designs einer Visualisierung Rückschlüsse auf den sozialen Kontext, was zu Missverständnissen und Misstrauen gegenüber den dargestellten Daten führen kann. Infografiken müssten also so gestaltet werden, dass sie den Betrachter dazu bringen, sich ausführlicher mit ihnen zu beschäftigen, also Ablenkungen durch optische Eskapaden zu vermeiden.

(Ende)
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