pte20251022004 in Forschung

Persönlicher Kontakt bestimmt Wahlausgang

Online-Sozialnetzwerke eignen sich laut Analyse der Universität Trento weniger für Prognosen


Urnengang: neue Basis für Wahlprognosen erforscht (KI-Bild: Vilius Kukanauskas, pixabay.com)
Urnengang: neue Basis für Wahlprognosen erforscht (KI-Bild: Vilius Kukanauskas, pixabay.com)

Trient (pte004/22.10.2025/06:15)

Mit sogenannten Kolokationsdaten aus Offline-Sozialnetzwerken lassen sich die Wahlergebnisse in den USA genauer vorhersagen als anhand von Online-Sozialnetzwerken oder Wohnortzuordnungen. Zu dem Schluss kommen Michele Tizzoni von der Universität Trento und sein Team. Sie schließen das aus der Analyse umfangreicher Daten zu Kolokationsmustern aus dem "Data for Good"-Programm von Meta, das anonymisierte Daten von Personen sammelt, die Standortdienste in der Facebook-Smartphone-App aktiviert haben. Kolokation bedeutet, dass sich zwei Personen in einem Planquadrat befinden, das maximal 600 mal 600 Meter groß ist.

Wahlen von 2020 im Zentrum

Diese Daten haben die Forscher mit Facebook-Freundschaften und der Wohnortnähe für alle US-Countys sowie mit individuellen Umfrageantworten von 2420 Amerikanern zu ihren Offline- und Online-Sozialnetzwerken während der Präsidentschaftswahlen 2020 verglichen. Für die Messung der Wohnortnähe haben die Fachleute die Wählerregistrierungen der 1.000 nächsten Nachbarn herangezogen.

Insgesamt stellen die Autoren fest: Die parteipolitische Präsenz durch physische Kolokation - gemessen daran, dass sich Personen mindestens fünf Minuten lang im selben Planquadrat befanden - erklärt 97 Prozent der Varianz in den Wahlmustern auf Kreisebene, verglichen mit 85 Prozent bis 87 Prozent für Online-Verbindungen und 75 Prozent bis 80 Prozent für die Wohnortnähe.

Soziale Beziehungen wichtiger

Eine Analyse auf individueller Ebene unter Nutzung von Daten aus der Social-Media-Studie 2020 bis 2022, die von den American National Election Studies durchgeführt wurde, zeigt: Direkte soziale Beziehungen haben einen stärkeren Einfluss auf die Wahlentscheidung als Online-Kontakte. Die parteipolitische Segregation, also die räumliche Absonderung einer Bevölkerungsgruppe nach Merkmalen wie sozialer Schicht, ethnisch-kulturellem Hintergrund oder Lebensstil, ist in physischen Räumen höher als online, heißt es.

Den Autoren zufolge unterstreichen diese Ergebnisse die grundlegende Bedeutung realer sozialer Interaktionen gegenüber digitalen Verbindungen für das Verständnis politischen Verhaltens und legen nahe, dass das Internet zwar für die politische Polarisierung in den USA verantwortlich gemacht wird, diese jedoch auch ein Phänomen des realen Lebens ist.

(Ende)
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