pte20180904002 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Klimawandel beschleunigt Eutrophierung der Seen

Forscher warnen vor fehlender Vermischung der Wasserschichten als Folge zu milder Winter


See: Ökosystem leidet unter Klimawandel (Foto: Andreas Hermsdorf, pixelio.de)
See: Ökosystem leidet unter Klimawandel (Foto: Andreas Hermsdorf, pixelio.de)

Verbania (pte002/04.09.2018/06:05) Neben der Erderwärmung ist laut italienischen Forschern ein weiteres Problem des Klimawandels die bei stark sinkenden Wasserpegeln zunehmende Eutrophierung und der dadurch bedingte Sauerstoffmangel. Zu diesem Schluss kommen Mitarbeiter des Istituto per lo Studio degli Ecosistemi http://www.ise.cnr.it und des ebenfalls zum Nationalen Forschungsrat CNR gehörenden Istituto per la Ricerca sulle Acque http://www.irsa.it .

Viel zu wenig Sauerstoff

Während der Sommerzeit bildet sich an der Oberfläche eine Schicht mit Warmwasser, während das kältere Wasser in Seegrundnähe bleibt. Während eines normal kalten und windigen Februars vermischen sich diese Wasserschichten. Wegen der Klimaerwärmung ist dies jedoch immer weniger der Fall. "Im Extremfall führt dies dazu, dass die am Grund lebenden Bakterien den Sauerstoff vollständig verbrauchen und die Fische sterben", erklärt Projektleiter Aldo Marchetto.

Doch damit nicht genug: Der in den Sedimenten abgelagerte Phosphor wird freigesetzt und steigert das Nährstoffüberangebot bis zum völligen Umkippen des Sees. "Unsere Seen heizen sich infolge der immer häufiger milden Winter deutlich stärker auf als die Atmosphäre und die Weltmeere", konstatiert Marchetto. Beim Lago Maggiore beispielsweise liege die in zehn Jahren gemessene Erwärmung bei durchschnittlich 0,3 Grad Celsius, was in etwa auch für die anderen europäischen Seen zutreffe. Zu den Folgen der Eutrophierung gehören Algenblühen und Farbveränderungen des Wassers.

Invasive Fische und Muscheln

"Werden einem bereits von der Trockenheit gestressten See größere Mengen an Trinkwasser entzogen, stirbt das wegen seiner Filter- und Reinigungsfunktion wichtige Ökosystem in Ufernähe", ergänzt Forscherkollege Vito Uricchio. Dies sei in diesem Sommer beim Lago di Bracciano (Latium) der Fall gewesen. Wegen seiner besonderen hydrogeografischen Position und der leicht erkennbaren Wasserstandsveränderungen könne er künftig als ökologischer Wachposten genutzt werden.

Ein weiteres Problem bilden invasive Fisch- und Muschelarten, die einheimische Arten verdrängen. Bekanntestes Beispiel ist eine aus China stammende Muschel, die sich wie ein Teppich auf dem Seegrund ausbreitet und anderen Muscheln die Nahrungsgrundlage entzieht. Im Ortasee (Piemont) wird seit Kurzem deshalb mit einer Muschelkultur experimentiert, die sowohl in den Sedimenten enthaltenen Metalle als auch die Larven der chinesischen Muschel absorbiert. Sie sind mit Microchips ausgestattet und teilen mithilfe einer WLAN-Verbindung jede signifikante Änderung in Echtzeit mit.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Harald Jung
Tel.: +43-1-81140-300
E-Mail: jung@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|