pte20220519018 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Unfall: Rettendes Mittel nur für jede Zweite

Tranexamsäure laut Analyse britischer Wissenschaftler ein Fall von sexueller Diskriminierung


Unfall: Sterberisiko bei Frauen deutlich höher (Foto: pixabay.com, Netto Figueiredo)
Unfall: Sterberisiko bei Frauen deutlich höher (Foto: pixabay.com, Netto Figueiredo)

London (pte018/19.05.2022/10:30)

Verletzte Frauen erhalten nur halb so wahrscheinlich das lebensrettende Medikament Tranexamsäure wie Männer - obwohl diese Behandlung unabhängig vom Geschlecht wirksam ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der London School of Hygiene & Tropical Medicine http://lshtm.ac.uk und des University Hospitals Plymouth NHS Trust.

Eindeutige Ungleichbehandlung

Bei dieser aus zwei Teilen bestehenden Untersuchung haben die Forscher zuerst erneut die Daten von zwei großen randomisierten Studien mit mehr als 20.000 erwachsenen Traumaopfern analysiert. Die ursprünglichen Ergebnisse hatten gezeigt, dass Tranexamsäure weltweit das Leben von Tausenden Unfallopfern retten kann. Sie zeigten auch, dass das Medikament bei beiden Geschlechtern gleich wirksam ist und das Sterberisiko um bis zu 30 Prozent verringern kann.

Im nächsten Schritt wurden die Daten von 216.000 Verletzten untersucht, die in der Datenbank "Trauma Audit Research Network" für England und Wales enthalten sind. Ziel war es herauszufinden, ob verletzte Frauen im gleichen Ausmaß behandelt worden sind. Im Vergleich zu Männern erhielten Frauen jedoch nur halb so wahrscheinlich Tranexamsäure. Das galt sowohl innerhalb als auch außerhalb des Krankenhauses. Dieser Unterschied in der Behandlung konnte auch dann noch nachgewiesen werden, wenn das Risiko zu verbluten bei beiden Geschlechtern gleich groß war. Dieser Unterschied bei der Verabreichung war bei älteren Patientinnen und Frauen mit einem geringeren Sterberisiko am größten.

Sterberisiko nicht berücksichtigt

Laut Ian Roberts von der London School of Hygiene & Tropical Medicine geben die Ergebnisse Anlass zu großer Besorgnis. Bei Tranexamsäure handelt es sich um das einzige erwiesenermaßen lebensrettende Medikament bei traumatischen Blutungen. "Frauen wurden unabhängig von ihrem Sterberisiko aufgrund der Blutungen und der Schwere ihrer Verletzungen seltener behandelt. Das sieht nach sexueller Diskriminierung aus." Tim Nutbeam vom University Hospitals Plymouth NHS Trust zufolge sind die Ergebnisse auffallend, aber leider nicht überraschend.

Es sei bereits bekannt, dass Frauen mit Schmerzen im Brustbereich weniger wahrscheinlich Aspirin erhalten, außerhalb des Krankenhauses nach einem Herzstillstand weniger wahrscheinlich wiederbelebt werden und weniger wahrscheinlich mit Sirenen und Blaulicht ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die Forschungsergebnisse wurden im "British Journal of Anaesthesia" veröffentlicht.

(Ende)
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