pte20251210014 in Leben

TikTok: Infos zu Gicht äußerst problematisch

Videos sind laut Studie der University of Auckland irreführend, widersprüchlich oder ungenau


Gicht in den Füßen: TikTok liefert laut Experten zu einfache Antworten (Foto: pixabay.com, cnick)
Gicht in den Füßen: TikTok liefert laut Experten zu einfache Antworten (Foto: pixabay.com, cnick)

Grafton (pte014/10.12.2025/10:30)

TikTok-Videos über Gicht sind häufig irreführend, widersprüchlich oder ungenau. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie unter der Leitung der University of Auckland. Zudem gibt es bei Patienten und der Öffentlichkeit anhaltende Lücken beim Bewusstsein und dem Verständnis des Charakters dieser Krankheit. Obwohl Rheumatologie-Richtlinien eine langfristige harnsäuresenkende Therapie empfehlen, bleibt diese Krankheit nur schlecht kontrolliert, warnen die Forscher.

200 Videos analysiert

Die Experten haben auf der "Entdecken"-Seite von TikTok nach dem Begriff "Gicht" gesucht und für ihre Studie die ersten 200 Videos analysiert, die am 5. Dezember 2024 angezeigt wurden. Demnach waren Patienten mit Gicht oder betroffenen nahen Familienmitgliedern mit 27 Prozent die häufigsten Präsentatoren der Clips. Mit 24 Prozent folgten Gesundheitsexperten und mit 23 Prozent Mitglieder der Öffentlichkeit. Die aktuellen Forschungsergebnisse sind im Fachmagazin "Rheumatology Advances in Practice" veröffentlicht.

38 Prozent suchten in den Videos nach Gesundheitsratschlägen. 20 Prozent teilten persönliche Erfahrungen ihrer Erkrankung und 19 Prozent wollten Produkte verkaufen. Rund 45 Prozent der Videos nannten Risikofaktoren für Gicht. Am häufigsten wurden dabei die Ernährung und der Lebensstil mit einem Anteil von 90 Prozent thematisiert. Rund 79 Prozent der Videos verwiesen in ihrem Content auf das Gicht-Management und konzentrierten sich dabei auf Ernährungsempfehlungen. Häufig wurden auch pflanzliche Substanzen oder Hausmittel angepriesen.

Medikamente kaum genannt

Nur sieben Videos bezogen sich auf Mittel gegen Gicht. Vor allem wurden Medikamente zur Schmerzlinderung angepriesen. Dabei handelte es sich um Steroide und um nichtsteroidale Antirheumatika wie Colchicin, Ibuprofen oder Naproxen. Nur zwei Videos verwiesen auf eine langfristige die Harnsäure senkende Behandlung. Diese Behandlung gilt als die klinisch belegte Therapie für Gicht. Allgemein fehlten den untersuchten Videos genaue Infos über die Bildung von Uraten. Das sind die Salze der Harnsäure, die mit einer Gicht in Verbindung stehen.

Dieses Vorgehen kann zu falschen Vorstellungen über die Gicht führen, warnen die Wissenschaftler. Bei der Diskussion der Risikofaktoren werde die Krankheit zudem als Folge von Ernährungsfaktoren beschrieben, die sich auf die Harnsäurewerte auswirken. Neben der Ernährung und dem Konsum von Alkohol spielten aber andere Faktoren wie die Genetik, eine Nierenfunktionsstörung und das Gewicht eine deutlich größere Rolle. Die Forscher betonen, dass die analysierten Videos nicht mit den klinisch empfohlenen, evidenzbasierten Ansätzen zur Behandlung von Gicht übereinstimmen.

97 Prozent erwähnten das Gicht-Management zwar, mit 53 Prozent waren jedoch Ernährungsempfehlungen am häufigsten vertreten. Laut der Forschungsleiterin Samuela Ofanoa verfügt TikTok im Gesundheitsbereich über ein großes Potenzial. Daher müssten mehr Experten diese Chance nutzen und häufiger in den sozialen Medien präsent sein.

Social-Media-Infos umstritten

Rund 98 Prozent der Menschen über zwölf Jahren nutzen soziale Medien. Jene 52 Prozent, die unter Krankheiten leiden, teilen auch eher Informationen auf verschiedenen Plattformen. Tik Tok mit seinen 1,2 Mrd. Usern spielt bei der Prägung der öffentlichen Überzeugungen, Wahrnehmungen und des Verhaltens eine besonders große Rolle. Das spiegeln auch die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage mit 1.172 Frauen zwischen 18 und 29 Jahren wider. 70 Prozent suchten auf Tik Tok gezielt nach Gesundheitsinfos. 93 Prozent der Teilnehmerinnen sahen sie zufällig.

TikTok steht nicht das erste Mal in Sachen unzureichender Gesundheitsinfos am Pranger. Bereits 2022 lieferten die Top-50-Videos zur Suchabfrage "prostate cancer screening" auf YouTube and TikTok laut einer Studie unter der Leitung des Albert Einstein College of Medicine keine qualitativ hochwertigen Gesudheitsinfos. Es bestehe zudem ein Mangel an Diversität, wie pressetext berichtete. Und 2023 führte TikTok User in Sachen angeblicher Behandlungsmethoden für Lebererkrankungen massiv in die Irre. 40 Prozent dieser Infos sind falsch, so Macklin Loveland, Internist am College of Medicine der University of Arizona, wie pressetext ebenfalls berichtete.

(Ende)
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