pte20170710014 in Leben

Krebsrisiko bei Holocaust-Überlebenden erhöht

Darm- und Lungenkrebs: Ergebnisse übertragbar auf heutige Konflikte


Auschwitz: Überlebende haben Krebsrisiko (Foto: pixelio.de, Igelballprinzessin)
Auschwitz: Überlebende haben Krebsrisiko (Foto: pixelio.de, Igelballprinzessin)

Ramat Gan (pte014/10.07.2017/10:30) Überlebende des Holocaust verfügen über ein geringes, aber kontinuierlich steigendes Krebsrisiko. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher des Chaim Sheba Medical Center http://eng.sheba.co.il in ihrer aktuellen Analyse. Sie zeigt, wie extreme Tragödien Auswirkungen auf die Gesundheit ganzer Generationen haben. Es lassen sich daher auch Parallelen mit anderen Ereignissen in Bezug auf ethnische Minderheiten ziehen, die langfristig einer extremen sozialen Isolation ausgesetzt waren.

152.622 Datensätze analysiert

Holocaust-Überlebende waren einer Reihe von Faktoren ausgesetzt, die mit Krebs in Verbindung gebracht wurden. Das Team um Siegal Sadetzki wollte herausfinden, ob Hunger, Überfüllung, Infektionskrankheiten und psychologischer Stress zum Entstehen von Krebs bei manchen Patienten beigetragen haben könnten. Die Forscher werteten dazu Daten von 152.622 Holocaust-Überlebenden aus, die mehr als 45 Jahre lang wissenschaftlich begleitet wurden.

Für die Studie wurden zwei verschiedene Definitionen verwendet. Eine bezog sich auf die Schadensersatzansprüche aufgrund einer Reihe von Gesetzen. Die andere basierte auf dem Herkunftsland. Dabei wurden jene Länder herangezogen, die während des Zweiten Weltkriegs direkt von den Nationalsozialisten besetzt und regiert wurden sowie andere, nicht besetzte Länder. Die Forschungsergebnisse wurden im Fachmagazin "Cancer" veröffentlicht.

Erhöhtes Risiko für Lungenkrebs

Krebs wurde bei 22 Prozent der Personen diagnostiziert, die für ihre Verfolgung während des Krieges Schadenersatz erhalten hatten. Bei jenen, denen sie verweigert wurde, lag der Wert bei 16 Prozent. Überlebende, die entschädigt wurden, verfügten über ein um sechs Prozent höheres Risiko, an Krebs zu erkranken als jene, die es nicht wurden. Sie verfügten bei Darmkrebs über ein um zwölf Prozent erhöhtes Risiko und bei Lungenkrebs um 37 Prozent.

Personen, die in besetzen Ländern geboren wurden, hatten ein um acht Prozent erhöhtes Krebsrisiko gegenüber jenen, die in nicht besetzten Ländern zur Welt kamen. In diesem Vergleich stieg das Darmkrebsrisiko um acht Prozent, das Lungenkrebsrisiko sogar um zwölf Prozent. Bei Brustkrebs und gynäkologischen Krebserkrankungen konnte bei weiblichen Überlebenden keine Steigerung festgestellt werden.

(Ende)
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