Versicherer kehren Betrugsfälle unter den Teppich
Assekuranzen gehen wegen Imageschäden kulant mit Betrugsrisiken um
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Versicherungsschein: Milliardenverlust durch Betrug (Foto: pixelio.de/C.Hautumm) |
Saarbrücken (pte002/09.09.2011/06:00) Versicherungsunternehmen gehen erstaunlich kulant mit Betrugsrisiken um und halten sich bei Straftaten ihrer Kunden eher bedeckt, weil sie um ihr schlechtes Image fürchten. Dies zeigt eine Studie der Universität Saarland http://www.uni-saarland.de . "Versicherer haben Angst, dass sie in ein schlechtes Licht gerückt und als geizig kritisiert werden", so Studienleiterin Jessica Knoll gegenüber pressetext.
Kleine Beträge
Nach Schätzungen der Versicherungswirtschaft muss die Branche aufgrund des betrügerischen Verhaltens ihrer Kunden jedes Jahr rund vier Mrd. Euro Verlust in Kauf nehmen. "Angesichts dieses Betrages finde ich es erstaunlich, dass viele Versicherungsunternehmen häufig nicht konsequent genug gegen Betrugsfälle vorgehen", sagt Knoll. Die Assekuranzen selbst kehren offenbar viele Fälle unter den Teppich und kündigen lieber den untreuen Kunden, bevor sie durch Strafanzeigen ein schlechtes Image bekommen.
Im Rahmen der Studie wurden auch Kunden und Vermittler befragt. Die Mehrheit der Vermittler meinte, dass ihre Versicherungsunternehmen den Betrug nicht aktiv fördern, aber auch nicht konsequent bekämpft. Die Mehrheit gab an, dass sie mit versuchten Fällen von Versicherungsbetrug in Berührung gekommen sind, der finanzielle Schaden hieraus für die betroffenen Versicherungsunternehmen aber nicht sehr hoch zu sein scheint. "Oft handelt es sich hierbei nur um kleinere Beträge. In Summe gehen aber den Versicherern Milliarden verloren", erklärt Knoll. Zudem liege die Beweislast beim Versicherungsunternehmen, was die ganze Sache noch schwieriger mache.
Die Betriebswirtin rät den Versicherern daher, ihre Mitarbeiter und Vermittler intensiver zu schulen und diese so stärker für mögliche Betrügereien zu sensibilisieren. "Die Schulung der Mitarbeiter ist die wichtigste Aufgabe, denn diese nehmen eine Schlüsselposition ein", betont Knoll im Gespräch mit pressetext. Eine weitere Möglichkeit sei auch mit dem Problem verstärkt an die Öffentlichkeit zu gehen. "So könnten Versicherer darauf aufmerksam machen, dass Betrügereien auch zu hohen Prämien führen", so die Expertin.
Nur Kavaliersdelikt
Die Studie zeigt auch, dass die Endkunden Versicherungsbetrug als Kavaliersdelikt abtun. Rund 40 Prozent sind der Meinung, dass fast jeder Kunde schon einmal seine Versicherung betrogen hat. Eine ähnlich hohe Zahl hat einen Betrug im engeren persönlichen Umfeld beobachtet und hält es für etwas Alltägliches.
Vor diesem Hintergrund verwundert nicht, dass ein Drittel der Endkunden meint, eine Versicherung lohne sich nur, wenn auch mal ein Schaden eintritt. Und jeder Achte glaubt, dass sich Versicherungen eine goldene Nase verdienen und es daher nicht ins Gewicht fällt, wenn man sich als Kunde etwas von seiner Prämie zurückholt. Auch die Vermittler haken Betrugsversuche oft als Kavaliersdelikt ab, um keine Kunden zu verlieren.
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