pts20100917009 in Business

Europäische Nutzfahrzeugindustrie muss sich wieder um ihre Heimatmärkte kümmern

Ergebnisse einer Studie von Management Engineers und AutoValue


Düsseldorf (pts009/17.09.2010/10:35) Die europäische Nutzfahrzeugindustrie muss sich - ungeachtet eines Kapazitätsausbaus in den Emerging Markets - wieder verstärkt darum kümmern, ihre lukrativen Heimatmärkte zu bedienen. Zu dieser Einschätzung kommen die Unternehmensberatung Management Engineers und die Experten von AutoValue auf der Grundlage einer Befragung unter Top-Entscheidern der Branche. Demnach planen über 80 % der OEM und Zulieferer einen erheblichen Kapazitätsaufbau in den sogenannten BRIC-Staaten, während gleichzeitig Kapazitäten in den Triade-Märkten (Europa, Nordamerika und Japan) reduziert werden sollen.

"Die europäischen Player dürfen sich nicht die Möglichkeit verbauen, auf ein zeitversetztes Wachstum in den Triade-Märkten reagieren zu können", warnt Michael Rüger, Partner und Nutzfahrzeugexperte bei Management Engineers. "Derzeit liegen die Absatzzahlen, beispielsweise in Westeuropa, noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau, doch 2012, spätestens im Jahr 2013 wird das alte Volumen wieder erreicht sein", wie Prof. Bernd Gottschalk, Geschäftsführender Gesellschafter von AutoValue, bestätigt: "Und dann werden die heimischen Hersteller die Kapazitäten benötigen. Dies umso mehr, als auf den - gleichermaßen innovationsgeprägten wie margenstarken - Heimatmärkten bisher kaum Konkurrenz von Anbietern aus den Emerging Markets droht." Diese Einschätzung wird beispielsweise durch die chinesischen Teilnehmer der Befragung bestätigt. Sie geben an, auf absehbare Zeit mit der Bedienung ihres eigenen, aufstrebenden Marktes ausgelastet zu sein.

Der Welt-LKW bleibt in der Garage - Produktdifferenzierung und eine neue Einfachheit sind gefragt

Natürlich zieht der Absatzboom in China und anderen Emerging Markets die weltweite Nutzfahrzeugindustrie wie ein Magnet an. Doch wer hier erfolgreich agieren will, muss über marktgerechte Low-Cost-Fahrzeuge verfügen. Denn zwischen BRIC und Triade wird es auch langfristig erhebliche Unterschiede im Hinblick auf Marktanforderungen, Nachfragepräferenzen und Preisakzeptanz geben. Der Welt-LKW ist demnach nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil: Produktdifferenzierung zwischen den innovationsfreudigen Triade-Märkten und den kostenbewussten Emerging Markets ist angesagt. Selbst mit kostenoptimierten Premium-Modellen, so sehen es rund 50 % der Befragten, kann man dort mittelfristig nicht erfolgreich sein.

Die streng innovationsorientierte europäische Nutzfahrzeugindustrie sieht sich hier erheblich gefordert. OEM und Zulieferer müssen die Einfachheit neu erlernen, um in den Emerging Markets wettbewerbsfähige Produkte anbieten zu können. Hierzu Michael Rüger: "Für die etablierten Anbieter geht es um nicht weniger als die Neuerfindung des LKW, die aber nicht mit tradierten Methoden und Ressourcen gelingen kann. Benötigt werden lokale Ingenieure in Entwicklungszentren vor Ort. Einfache, robuste Fahrzeuge, mit lokaler Prägung und der marktgerechten Technologie hergestellt - nur so kann die Erfolgsformel für die Emerging Marktes lauten." Und mit diesen Tugenden, so die überwiegende Einschätzung der Umfrageteilnehmer, kann später auch eine Eroberung von Zukunftsmärkten speziell in Afrika und Asien gelingen.

Kleinere Zulieferer vor der strategischen Zerreißprobe - umfassende Restrukturierungen sind erforderlich

Die Zulieferer sind im Zuge einer solchen Produktdifferenzierung besonders gefragt: In den reifen Märkten der Triade müssen sie ihre Innovationskraft weiterentwickeln und mehr denn je die Funktion eines Trendscouts für die OEM übernehmen. In den Emerging Markets hingegen ist eine konsequente Ausrichtung auf Low Cost notwendig. Diesen Spagat - so die Einschätzung von Management Engineeers und AutoValue - können heute nur wenige große Zulieferer leisten.

Bei den kleinen und mittelgroßen Zulieferern hingegen herrscht derzeit vielfach große Unsicherheit über die künftige Strategie. Für sie war Cost-Cutting die beherrschende - und auch vielfach erfolgreiche - Abwehrstrategie in der Krise. Nachhaltige Reorganisationen in der Wertschöpfungskette und Konsolidierungen gab es hingegen kaum. Mit dem einsetzenden Aufschwung steht nun die Absicherung der Lieferfähigkeit im Vordergrund. Dabei wären umfassende Restrukturierungsprogramme dringend erforderlich. So sehen es 94 % der befragten Top-Entscheider der Nutzfahrzeugindustrie - und zwar jeweils für ihr eigenes Unternehmen.

Langfristig droht den Zulieferern aus diesem Kurzfristdenken ein Teufelskreis, denn die vielfältigen Ineffizienzen schlagen auf die Margen und damit auf die Wettbewerbsfähigkeit. Weitere Ad-hoc-Abwehrmaßnahmen wären dann unausweichlich. Notwendig ist daher eine strategische Neuausrichtung, gemeinsam mit den OEM. Wer produziert künftig welche Produkte für welche Märkte? Diese Frage muss in Zeiten ausdifferenzierter Märkte zwischen den OEM und den systemrelevanten Zulieferern geklärt werden.

Wenn dieses Miteinander gelingt, ist das eine gute Basis für den gemeinsamen Markterfolg - und zwar sowohl in den Emerging und Future Markets als auch in den innovations- und margenstarken Heimatmärkten.

Über Management Engineers
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