pte20100518004 in Business

Islamic Finance: Langsamer Start in Deutschland

Steuerliche Unklarheiten verzögern Durchbruch Scharia-konformer Finanzierungen


Islamic Finance etabliert sich in Deutschland nur langsam (Foto: aboutpixel.de, Rainer Sturm)
Islamic Finance etabliert sich in Deutschland nur langsam (Foto: aboutpixel.de, Rainer Sturm)

Frankfurt/Berlin (pte004/18.05.2010/06:10) Obwohl sich Scharia-konforme Bankgeschäfte in der Krise als deutlich stabiler erwiesen haben als westliche Finanzierungsmodelle, hat sich Islamic Finance hierzulande bisher nur schleppend etabliert. Grund dafür sind nach Ansicht der Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young http://www.ey.com mitunter steuerliche Unklarheiten, die den Durchbruch der Finanzprodukte nach islamischem Recht trotz eines hohen Potenzials verzögern. Um dieses auszuschöpfen und die Bundesrepublik als Anlageziel für Gelder etwa aus den Golfstaaten attraktiver zu machen, müssten Hindernisse beseitigt und Rechtssicherheit geschaffen werden.

Zinsverbot

Erst seit März dieses Jahres verfügt mit der Kuveyt Türk Beteiligungsbank das erste islamische Institut über eine Teilbanklizenz in Deutschland. Darüber hinaus existiert mittlerweile der erste islamische Fonds von der Kölner Meridio Vermögensverwaltung. Weltweit boomt das Scharia-konforme Geschäft hingegen schon länger und könnte bei einem jährlichen Wachstum von 15 bis 20 Prozent die Ein-Bio.-Dollar-Grenze an Volumen noch in diesem Jahr sprengen (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/090602025/).

Auch in Deutschland strotzt die Branche vor Potenzial. Derzeit verfügen die rund vier Mio. hier lebenden Muslime bei jährlichen Ersparnissen von 1,6 Mrd. Euro über ein geschätztes Gesamtvermögen von etwa 20 Mrd. Euro, so Ernst & Young. Aus Heimat- und Traditionsverbundenheit hätten viele von ihnen Interesse, ihre finanziellen Transaktionen islamisch abzuwickeln, meint Michael Saleh Gassner vom Zentralrat der Muslime in Deutschland. Allerdings ergeben sich steuerliche Hindernisse insbesondere in Zusammenhang mit dem Zinsverbot der Scharia (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/090408039/).

Gesetzesanpassung wünschenswert

Sowohl bei privaten Käufen etwa von Immobilien wie auch der Unternehmensfinanzierung tritt die Bank faktisch als Käufer auf, die das Objekt oder Investitionsziel an den Kunden mit einem Risikoaufschlag weiterverkauft. Anders als nach westlichen Modellen agieren islamische Institute somit vielmehr als Handelshäuser denn als Banken. "Im Zusammenhang mit solchen Finanzierungskonzepten tauchen unter anderem Fragen der Umsatzsteuer, der ertragsteuerlichen Behandlung des Gewinnaufschlags und im Falle des Immobilienkaufs der doppelt anfallenden Grunderwerbsteuer auf", so Ernst & Young.

Kunden werden bei der Scharia-konformen Finanzierung in Deutschland bisweilen noch mit Nachteilen gegenüber konventionellen Finanzierungen durch Darlehen konfrontiert. Nicht zuletzt aus Gründen des Standortwettbewerbs sei eine Gesetzesanpassung für Islamic-Finance-Instrumente daher wünschenswert.

(Ende)
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