pts20090909019 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Handy ist Sicherheitsfaktor und gleichzeitig Konfliktpotenzial in der Familie


Wien (pts019/09.09.2009/11:15) Kinder in Österreich bekommen ihr erstes Handy im Durchschnitt mit 10 Jahren. Hauptanschaffungsgrund ist, dass Eltern aus Sicherheitsgründen großen Wert auf die Erreichbarkeit ihrer Kinder legen. Handys können gleichzeitig aber auch für Konfliktpotenzial sorgen. Das zeigt die heute - im Rahmen eines Presse-Round-Tables gemeinsam mit "147 Rat auf Draht", der Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft und mobilkom austria - präsentierte aktuelle Studie der Initiative Handywissen.at.

Beinahe jeder Österreicher hat ein Handy - manche sogar zwei (RTR Kommunikationsbericht 2008; Durchdringungsrate 129 Prozent). Zudem werden immer mehr Kinder von ihren Eltern mit einem Handy ausgestattet. Mobiltelefone erleichtern die Kommunikation in der Familie und mit Freunden, geben Sicherheit in Notfällen und bieten viele nützliche Funktionen, vom Internetzugang bis zur Digitalkamera. Gleichzeitig birgt das Handy auch Konfliktpotenzial im Alltag, wie die aktuelle Studie "Eltern, Kinder und das Handy im familiären Spannungsfeld" zeigt. Beauftragt wurde sie von der Initiative Handywissen.at, durchgeführt von meinungsraum.at. Im Juli 2009 wurden 500 Elternteile in ganz Österreich befragt.

Dazu Bernhard Jungwirth, Koordinator Handywissen.at: "Als Informationsstelle zur Förderung der sicheren und verantwortungsvollen Handynutzung wollten wir untersuchen, welche Themen rund um das Handy österreichische Eltern aktuell beschäftigen. Wir haben viele interessante Ergebnisse erhalten, die uns konkrete Ansatzpunkte für unsere weitere Arbeit geben."

Hauptgründe für Handy-Anschaffung: "Erreichbarkeit" und "Hilfe holen im Notfall"

Österreichs Kinder bekommen ihr Handy durchschnittlich mit 10 Jahren. Hauptgründe für die Anschaffung sind einerseits die ständige Erreichbarkeit des Kindes, andererseits "Hilfe holen im Notfall" (jeweils 78 Prozent). Auf Platz Drei findet sich mit 24 Prozent der Wunsch des Kindes nach der Anschaffung eines Handys.

Zwiespältige Nutzung: Handy im Spannungsfeld zwischen Erreichbarkeit und Rechnungshöhe

Das Handy vereinfacht die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern. So ist zum Beispiel der Tagesablauf viel leichter zu organisieren und die ständige Erreichbarkeit gibt Sicherheit. Es kann jedoch auch Probleme verursachen: Wie die Studie aufzeigt, war das Handy für 45 Prozent der Eltern bereits einmal Anlass für Unstimmigkeiten zwischen ihnen und den Kindern.

Streitgründe sind vor allem eine zu hohe Handyrechnung, das Telefonieren zu unerwünschten Zeiten und das ständige Herumspielen des Kindes mit dem Handy. Doch auch, wenn das Kind beim Anruf der Eltern nicht abhebt und der Wunsch nach einem neuen Handy können den Haussegen schief hängen lassen.

Vertrauensvolle Eltern: Mehr als ein Viertel der Kinder telefoniert ohne Kostenlimit

Obwohl eine zu hohe Handyrechnung zu den häufigsten Streitgründen im Zusammenhang mit dem Handy zählt, hat mehr als ein Viertel der Eltern (28,2 Prozent) keinen Höchstbetrag mit dem Kind vereinbart. Gibt es aber ein Kostenlimit, sind Eltern strikt: 65 Prozent lassen ihre Kinder den Restbetrag vom Taschengeld bezahlen, 44 Prozent setzen auf ein klärendes Gespräch und 15 Prozent verhängen Handyverbot.

Hauptrisiken aus Sicht der Eltern: Diebstahl und hohe Kosten

Aus Sicht der Eltern sind Diebstahl (55 Prozent) und hohe Kosten (48 Prozent) die größten Risikofaktoren. Auf dem dritten Platz findet sich der unkontrollierte Tausch von Gewalt- und Pornovideos mit dem Handy (46 Prozent), gefolgt von der Gefahr von Belästigung übers Handy (43 Prozent). Den schwer kontrollierbaren Internetzugang sehen 41 Prozent als Risiko.

"Die meisten Eltern verbinden materielle Risiken mit dem Handy - wie Diebstahl oder eine hohe Rechnung. In der Praxis sind Kinder aber mit dem Tausch von Gewalt- und Pornovideos und Belästigung über das Handy überfordert. Mit diesen Themen sollten sich Eltern auseinandersetzen und aktiv auf ihre Kinder zugehen", so Anton Schmid, Wiener Kinder- und Jugendanwalt.

Die Rolle der Eltern unterstreicht auch Elisabeth Mattes, Unternehmenssprecherin mobilkom austria: "Als Marktführer legen wir großen Wert darauf, die Eltern bei ihrer Aufgabe zu unterstützen. Auch deshalb sind wir seit dem Start der Initiative Handywissen.at als Partner aktiv. Auch mit eigenen Projekten leisten wir Aufklärungsarbeit: Aktuell haben wir unseren Handy-Guide erweitert und neu aufgelegt, der Kinder und auch Eltern beim bewussten Umgang mit neuen Medien und Kommunikationstechnologien unterstützt." Die Gratis-Broschüre ist in allen A1 SHOPS erhältlich und beinhaltet neben den wichtigsten Notrufnummern und Informationen zum Verhalten in Notfällen, praktische Tipps rund um Kosten, Technologien und Handy-Etikette.

Umgang mit dem Handy: Zu wenig Aufklärung in der Familie

98 Prozent der Eltern sehen es als ihre Aufgabe, ihre Kinder über den verantwortungsvollen Umgang mit Mobiltelefonen aufzuklären. Umso überraschender ist es, dass in Österreichs Familien offenbar zu wenig über den Umgang mit dem Handy geredet wird: Frei nach dem Motto "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" findet es mehr als ein Drittel der befragten Eltern (35 Prozent) absolut in Ordnung, ohne das Wissen des Kindes die Inhalte des Handys - wie Fotos, SMS oder Videos - zu kontrollieren. Ohne zu fragen zur Tat geschritten, ist bereits ein Viertel der Befragten.

Dazu Jungwirth: "Wir empfehlen den Eltern klare Regeln mit ihren Kindern zu vereinbaren und offen über mögliche Probleme zu sprechen. Geheime Kontrollen können zu einem Vertrauensbruch führen, außerdem haben auch die Kinder ein Recht auf Privatsphäre - wie ein Brief sollte auch ein SMS als privat betrachtet werden."

Tipps für Eltern und Lehrende - Beratung für Kinder

Eltern und Lehrende finden unter http://www.handywissen.at Tipps, Broschüren und Unterrichtsmaterialien über den verantwortungsvollen Umgang mit dem Handy. Zudem bietet die Initiative Workshops für Schulen an, die online buchbar sind.

Kindern steht bei Problemen mit dem Handy das Team von "147 Rat auf Draht" rund um die Uhr und kostenlos unter der Notrufnummer 147 zur Verfügung. Dazu Michaela Cirka, Leiterin von "147 Rat auf Draht": "Mit 147 haben die Kinder in Österreich seit zehn Jahren ihren eigenen Notruf. Seit dem 'Handyboom' ist die Frequenz der Anrufe bei '147 Rat auf Draht' um ein Vielfaches gestiegen, da wir jederzeit als Ansprechpartner erreichbar sind. Das Handy ist für Kinder und Jugendliche ein ideales Medium, um über Sorgen sprechen zu können, ohne negative Konsequenzen fürchten zu müssen."

Handywissen.at fordert: Medienkompetenz-Erziehung in Österreichs Schulen

Für die Zukunft wünscht sich die Initiative Handywissen.at mehr Medienkompetenz-Erziehung in Österreichs Schulen. Dazu Jungwirth: "Wir setzen uns sehr stark für eine Verankerung der Medienkompetenz-Vermittlung im Lehrplan ein, die unserer Meinung nach in Österreichs Schulen zu kurz kommt. Wir bieten zwar zahlreiche Angebote an - von Informationsmaterial bis hin zu Workshops, können aber nicht den Unterricht in den Schulen ersetzen."

Pressefotos des Round-Table finden Sie unter http://www.pressefotos.at .

Über Handywissen.at:
Handywissen.at informiert Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrende über die sichere und verantwortungsvolle Handynutzung im Auftrag von EU-Kommission und öffentlicher Hand. Handywissen.at wird vom Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) koordiniert und in Zusammenarbeit mit dem Bundeskanzleramt, Ministerien, der EU Kommission (GD Informationsgesellschaft & Medien), mobilkom austria und NGO's umgesetzt. Umfassende Informationen rund um die sichere Handynutzung finden Sie unter http://www.handywissen.at .

Beim Presse-Round-Table am 9. September 2009 stellte Handywissen.at die Ergebnisse der Studie "Eltern, Kinder und das Handy im familiären Spannungsfeld" vor. Bernhard Jungwirth (Koordinator Handywissen.at), Michaela Cirka (Leiterin "147 Rat auf Draht"), Elisabeth Mattes (Unternehmenssprecherin mobilkom austria) und Anton Schmid (Wiener Kinder- und Jugendanwalt) informierten über die Bedeutung des Handys für die Kommunikation in der Familie, Konfliktpotenziale und aktuelle Herausforderungen für Eltern.

(Ende)
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