pts20040914001 Politik/Recht

ÖGV: Hamburgs Unis konzentrieren sich auf arbeitsmarktkompatible Studien!

Auch Österreich stünde ein wirtschaftsorientierter Uni-Check gut an!


Wien (pts001/14.09.2004/08:15) Die Hochschulen der Hansestadt Hamburg werden in wenigen Jahren nicht mehr wiederzuerkennen sein. Strikt aussuchen werden sie die Studenten, das Studium straff organisieren und ihr Lehren und Forschen eng am Bedarf von Wirtschaft und Arbeitsmarkt orientieren. Zunehmend werden nur solche Fächer angeboten, die unmittelbaren Nutzen erbringen - entweder indem sie arbeitsmarktkompatible Absolventen ausbilden oder vermarktungsfähige Erkenntnisse produzieren. In beiden Disziplinen sind die Geisteswissenschaften meist unpassend - meint man auch im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV).

Daraus leitet sich die Forderung ab, auch in Österreich Studiengänge auf ihre Arbeitsmarktkompatibilität hin zu prüfen. Hamburg machte dies mit einer Expertenrunde unter Leitung des ehemaligen Bürgermeisters Klaus von Dohnanyi - einem Helmut-Zilk-Pendant der Hansestadt.

Die zahlenmäßigen Vorgaben daraus:
+ Die Anzahl der Absolventen der Geisteswissenschaften wird um 18 Prozent gekürzt - das bedeutet 29 Prozent weniger Studienanfänger in diesem Bereich.
+ Hamburgs Historiker, Philosophen und Germanisten müssen als Folge daraus bis zum Jahr 2012 auf die Hälfte ihrer Professoren verzichten.

Zwar spricht ein universitätsinternes Papier schon von einem "nicht wiedergutzumachenden Schaden". Denn alle Erfahrung zeigt, dass einmal abgewickelte Studiengänge kaum eine Chance haben, jemals wiederbelebt zu werden. Wenn dies das einzige Argument ist, Studienfach-Dinos weiterzufüttern, dann kann man sie getrost einschläfern.

Die Empfehlungen der Dohnanyi-Kommission beruhen auf langfristigen Prognosen, welche Akademiker die Hansestadt in Zukunft braucht. Damit spiegeln sie einen bundesweiten Trend wider.

Zum anderen zeigt die Härte der Vorschläge, dass man in Hamburg an eine (notwendige) Reform der geisteswissenschaftlichen Fächer nicht mehr glaubt. Wenn ein Wissenschaftszweig seine Professorenschaft in wenigen Jahren halbieren muss, bleibt kein Spielraum mehr für neue Forschungsschwerpunkte oder gar Experimente.

Auch Österreich wäre gut beraten, seine Unilandschaft auf arbeitsmarktkompatible Absolventen oder vermarktungsfähige Erkenntnisse hin zu evaluieren. Schließlich hat sich unser geografischer Horizont erweitert und Finno-Ugristik ist mit Sicherheit in Budapest effektiver und effizienter zu studieren, als in Wien!

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Dr. Herwig Kainz
Tel.: 01/587 36 3330
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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