pte20040131004 in Leben

"Evolutionäres Management" setzt auf komplexe Konfliktlösung

Weg von starren und vorhersehbaren Bahnen


Wien/ R E Z E N S I O N (pte004/31.01.2004/11:35) Dass Management-Regeln nicht mehr in starre lineare und vorhersehbare Bahnen gelenkt werden können, dafür steht das Institut für systemisches Management ISCT schon lange. Herausgeberin Sonja Radatz vom Wiener ISCT http://www.isct.net beschäftigt sich in dem neuen Werk mit genau dieser Problematik des "Unmanagebaren Managens". Als Gastautoren arbeiteten Humberto Maturana, Peter Senge, Paul Watzlawick und Meg Wheatley mit.

Ausgangspunkt des Buches ist die globale Problematik: "Unser Management-Denken ist nicht mehr so erfolgreich, wie es einmal war." Das tagtägliche Erleben im Unternehmen ist gekennzeichnet von einer komplexen Zukunft, die sich nicht mehr vorhersagen lässt. Hinzu komme, so Radatz, dass Anweisungen und gute Ratschläge überhaupt nicht mehr oder nur ungern befolgt werden. Und es scheint, dass alle Motivationspotenziale ausgeschöpft sind. Die Selbstverantwortung und die Kreativität der Mitarbeiter lässt zu wünschen übrig, die Führungskräfte fühlen sich aufgrund der steigenden Bürde an Verantwortung überlastet. Das führt dazu, dass die Mitarbeiter sich zunehmend unmenschlich behandelt und ausgenützt fühlen. Diese Voraussetzungen erfordern eine radikale Änderung der "Management-Denkhaltung", meint Radatz. Diese müsse sich in einer anderen Sichtweise auf das Unternehmen und dessen Organisation manifestieren.

Im ersten Satz zitiert Radatz den Management-Revolutionär, den Konstruktivisten und Kybernetiker Heinz von Förster mit dessen Satz: "Es steht uns immer frei, entsprechend der Zukunft zu handeln, die wir uns schaffen wollen." Radatz führt aus, dass es leichter sei, damit ist gemeint kostengünstiger und einfacher, einen Ferrari neu zu bauen, als einen Skoda zu einem Ferrari umzufunktionieren. "Wir leben und erleben im Moment eine Kultur, die Effektivität, Effizienz, Produktivität etc. in den Mittelpunkt stellt und uns auffordert, uns wie Roboter zu verhalten", meint der chilenische Biologe Maturana. Unsere Kultur und die Unternehmen darin bestünden jedoch aus Menschen, die sich selbst fragen könnten, "Will ich hier überhaupt arbeiten?", und dann die Entscheidung treffen, ob sie von dort weggehen oder die an sie gestellten Erwartungen erfüllen wollten.

Zukunftsforscher und Vorsitzender der weltweiten Vereinigung Society for Organizational Learning Peter Senge vom MIT, beschreibt die Situation wie folgt: "Wir sind als Unternehmen kontinuierlich dem Wandel und der Veränderung ausgesetzt und benötigen Strukturen, die diesem Wandel optimal begegnen." Dazu führt im Buch der Coach und Berater Andreas Philipp das Beispiel eines selbstverantwortlichen Unternehmens, der brasilianischen Firma Semco, an. Semco stand Anfang 1980 kurz vor dem Konkurs. Heute steht das Unternehmen in Brasilien ganz oben auf der Wunschliste der Arbeitgeber. Rund 200 Angestellte erwirtschaften mehr als 40 Mio. Dollar Umsatz. In einem krisengeschüttelten Land wie Brasilien scheint das Unternehmen prächtig zu gedeihen. Semco ist aber in seiner Struktur einmalig: So wurden vom 21-jährigen Sohn, der das bankrotte Geschäft vom Vater übernahm, die Hierachie-Ebenen reduziert und die Einstellungsgespräche von Führungspositionen wurden auch mit den zukünftigen Mitarbeitern geführt. Neulinge erhielten Mentoren, Kleidervorschriften wurden völlig frei gestaltet und die Entlohnung erfolgte nach den Forderungen der Mitarbeiter selbst. Das System "Begeisterung durch Beteiligung" wird auch bei der jährlichen Ausschüttung von 23 Prozent des Gewinns durchgezogen. Auch Titel der Arbeitstätigkeit werden von den Mitarbeitern frei gewählt. Bei Geschäftsreisen entscheidet jeder Mitarbeiter, in welcher Art der Unterkunft er übernachten will. Es gibt weder Spesenbegrenzung noch Kontrollabrechnungen, auch keine geregelten Arbeitszeiten. Zu den wesentlichen Grundzügen des Unternehmens zählt die Säule "Informationspolitik" als "Kultur des Vertrauens".

Das Buch "Evolutionäres Management" bietet eine Vielzahl von neuen, revolutionären Ideen, die den Leser aufrütteln sollen. Das Werk will Antworten und Lösungsansätze auf die Management- und Führungsherausforderungen des kommenden Jahrhunderts geben. "Wir können nicht objektiv denken und handeln, oder anders gesagt: Wir können die Subjektivität nicht aus unserem Leben verbannen, denn sie ist unser ständiger Begleiter: Alles was wir tun, sagen, denken, entscheiden, aber auch das was wir nicht tun, entspringt uns als Subjekt. Unternehmen sind so eine subjektive Erfindung - die Erfindung von uns Leitenden und Mitarbeitern. Und es ist höchste Zeit, diese Unternehmen neu zu erfinden", so Radatz.

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