Frühzeitigere Erkennung von Multipler Sklerose
Kanadische Medizinforscher entdecken auffällige Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen
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Neurologin Tremlett findet frühzeitigere Indizien für MS (Foto: UBC) |
Vancouver (pte001/05.08.2025/06:00)
Auch wenn noch keine Symptome der neurologischen Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose (MS) zu erkennen sind, lässt sich die verheerende Krankheit schon bis zu 15 Jahre vor dem Ausbruch nachweisen. Forscher der University of British Columbia (UBC) haben in einer Studie belegt, dass MS-Gefährdete bereits Jahre vor dem Auftreten der ersten Symptome dieser Krankheit vermehrt Gesundheitsleistungen in Anspruch nahmen. Die Forschungsergebnisse sind vor Kurzem in der medizinischen Fachzeitschrift "Jama Network" erschienen.
Frühzeitige Behandlung
"MS ist im Frühstadium schwer zu erkennen, da viele der frühesten Anzeichen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schmerzen und psychische Probleme recht allgemein sind und leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden können", sagt Helen Tremlett, Professorin für Neurologie an der medizinischen Fakultät der UBC. "Unsere Ergebnisse verschieben den Zeitpunkt, zu dem diese Frühwarnzeichen auftreten, erheblich nach hinten und eröffnen damit neue Möglichkeiten für eine frühzeitigere Erkennung und Behandlung."
Tremletts Team wertete Gesundheitsdaten von MS-Patienten aus, die in den 25 Jahren vor Ausbruch der Krankheit von Neurologen anhand detaillierter Anamnesen und klinischer Untersuchungen erfasst worden waren. Es ist die erste Studie, die die Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen so weit zurück in der Krankengeschichte eines Patienten untersucht. Die meisten früheren Studien untersuchten nur Trends in den fünf bis zehn Jahren vor den ersten eindeutigen MS-Symptomen von Betroffenen.
Häufigere Arztbesuche
Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen mit MS im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung über einen Zeitraum von 15 Jahren immer häufiger bei Ärzten vorstellig wurden. Im Einzelnen stellte das Team fest, dass die Besuche bei Allgemeinärzten 15 Jahre vor Symptombeginn zunahmen, ebenso wie die Besuche bei anderen Ärzten wegen Symptomen wie Müdigkeit, Schmerzen, Schwindel und psychischen Erkrankungen wie Angstzuständen und Depressionen.
Zwölf Jahre vorher beobachtete das Team häufiger Inanspruchnahmen von Psychiatern. Acht bis neun Jahre vor den ersten Symptomen besuchten später an MS leidende Menschen vermehrt Neurologen und Augenärzte, was mit Problemen wie verschwommenem Sehen oder Augenschmerzen in Zusammenhang stehen könnte. Drei bis fünf Jahre vorher nahmen Besuche in der Notaufnahme und bei Radiologen zu und im Jahr vor dem Ausbruch der Krankheit erreichte die Inanspruchnahme von Neurologen, Notfallmedizinern und Radiologen ihren Höhepunkt.
Sichere Prognose nicht möglich
"Diese Muster deuten darauf hin, dass MS eine lange und komplexe Vorphase hat, in der etwas unter der Oberfläche vor sich geht, sich aber noch nicht als MS manifestiert hat", sagt Marta Ruiz-Algueró, Postdoktorandin an der UBC. "Wir beginnen gerade erst zu verstehen, was diese Frühwarnzeichen sind, wobei psychische Probleme offenbar zu den frühesten Indikatoren gehören." Die Forscher weisen allerdings darauf hin, dass der Großteil derjenigen, die allgemeine Symptome zeigen, nicht an MS erkranken wird. Eine sichere Prognose ist also noch nicht möglich.
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