pte20000703028 in Forschung

Speicher für die Nachwelt entwickelt

Rosetta-Disk soll Kultur des 21. Jahrhunderts dokumentieren


San Francisco (pte028/03.07.2000/16:35) Auf einer Konferenz der Long Now Foundation http://www.longnow.org haben Wissenschafter und Bibliothekare ein neues Speichermedium vorgestellt, das auch noch in 10.000 Jahren lesbar sein soll. Es ist eine kleine Metallscheibe, die mehrere hunderttausend Worte speichern kann. Der Rosetta-Disk genannte Speicher soll nach den Plänen der Wissenschafter die selben Funktionen erfüllen, wie einst die Felszeichnungen und Pyramiden früherer Zivilisationen.

"Es scheint, dass Zivilisationen vor tausend Jahren ihre Bauwerke und Informationen auf einen viel längeren Zeitraum ausrichteten als wir es heute tun", meinte Professor Kevin Warwick von der Reading Universität in England. Besonders die digitalen Speichermedien bereiten den Wissenschafter Kopfzerbrechen, einerseits sind die Speicher instabil und nicht für langfristige Speicherung geeignet, andererseits ist es der technologische Fortschritt selbst, der die Wissenschafter vor immer neue Probleme stellt. So wird es immer schwieriger, alte Dateien abzurufen. Dokumente die vor 15 Jahren auf einer Floppy-Disk gespeichert wurden, seien fast nicht mehr abrufbar, so Warwick.

Warwick meint, dass die heutigen Speichertechnologien so vergänglich sind, dass die heutige Gesellschaft leicht vergessen werden könnte. Die Rosetta-Disk der Long Now Foundation ist ein langfristiges analoges Archiv, das in der Zukunft die Rekonstruktion verlorener Sprachen erlauben soll. Die Speichertechnologie verwendet eine kleine Nickelscheibe, auf der Text und Bilder bis zu einem Umfang von 350.000 Seiten gespeichert werden kann. Die Lebenserwartung beträgt zwischen 2.000 und 10.000 Jahre.

"Es ist das ersten Mal, das wir ein so langlebiges Speichermedium haben, seitdem Menschen Texte in Marmor meißeln", sagte Alexander Rose, Vorsitzender der Long Now Foundation. Für langlebige Speichermedien sind analoge Verfahren geeigneter als digitale, da die gespeicherten Daten bei Beschädigung oder langsamem Verfall des Trägermaterials noch sehr viel länger rekonstruierbar bleiben - während bei digitaler Speicherung oft der Verlust eines Bits reicht, um einen ganzen Datensatz unbrauchbar zu machen. (bbc)

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