Klosterbrüder aus Cambridge hatten Parasiten
Bessere sanitäre Bedingungen spiegeln sich zur Zeit des Mittelalters nicht bei Infektionen wider
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Ausgrabung: Mittelalterliche Skelette auf Parasiten untersucht (Foto: arch.cam.ac.uk/about-us/cau) |
Cambridge (pte002/22.08.2022/06:05)
Eine neue Analyse von körperlichen Überresten des mittelalterlichen Cambridge zeigt, dass die ortsansässigen Augustinermönche fast doppelt so wahrscheinlich als die allgemeine Bevölkerung der Stadt mit Parasiten im Darm infiziert waren. Laut den Forschern des University of Cambridge Department of Archaeology http://arch.cam.ac.uk ist dies bemerkenswert, denn die meisten Augustinerklöster jener Zeit verfügten über Latrinen und hatten die Möglichkeit zum Waschen der Hände. In den Häusern der normalen arbeitenden Bevölkerung war das nicht der Fall.
Mittelalterliche Gesellschaft im Blick
Den Forschern nach ist dieser Unterschied bei der Infektion mit Parasiten darauf zurückzuführen, dass die Mönche die Pflanzen in ihren Gärten mit ihren eigenen Fäkalien oder mit Dünger düngten, der die Fäkalien von Schweinen oder Menschen enthielt. Die im "International Journal of Paleopathology" veröffentlichte Studie ist die erste, die das Auftreten von Parasiten in der gleichen mittelalterlichen Gesellschaft mit unterschiedlichen Lebensstilen untersucht hat, die dadurch über ein verschiedenes Infektionsrisiko verfügt haben könnten.
Im Mittelalter bestand die Bevölkerung in Cambridge aus den Bewohnern von Klöstern, Bruderschaften und Nonnenklöstern verschiedener großer christlicher Orden. Dazu kamen Kaufleute, Händler, Handwerker, Arbeiter, Bauern sowie die Belegschaft und die Studenten der frühen Universität. Die Archäologen haben sich Proben der Erde angesehen, die rund um die Becken der Überreste von erwachsenen Personen des früheren Friedhofs der Pfarrkirche All Saints by the Castle entnommen wurden. Dazu kamen Proben von dem Boden, wo sich früher die Bruderschaft der Augustiner befand. Die meisten der Begräbnisse der Pfarrkirche datieren aus dem 12. bis 14. Jahrhundert. Die Bestatteten verfügten meistens über einen niedrigeren sozioökonomischen Status und waren hauptsächlich landwirtschaftliche Arbeiter. Die Bruderschaft der Augustiner wurde von Geistlichen aus Großbritannien und ganz Europa besucht. Sie wurde um 1280 gegründet und blieb bis 1538 bestehen.
Jeder zweite Mönch hatten Würmer
Die Forscher haben 19 Mönche vom Gelände der Bruderschaft und 25 lokale Einwohner vom All-Saints-Friedhof untersucht. Mit elf Mönchen waren 58 Prozent mit Würmern infiziert. Bei der zweiten Gruppe waren es mit acht Personen nur 32 Prozent. Den Experten nach handelt es sich bei diesen Zahlen um ein Minimum. Die tatsächlichen Infektionen dürften höher gewesen sein. Spuren von Wurmeiern in der Erde um die Becken der Überreste dürften im Laufe der Zeit durch Pilze und Insekten zerstört worden sein. Mit einem Auftreten von 32 Prozent bei den Einwohnern der Stadt stimmen diese Studienergebnisse mit jenen anderer europäischer Städte des Mittelalters überein. Laut Tianyi Wang handelte es sich bei Infektionen am häufigsten um Spulwürmer. Es konnte aber auch der Peitschenwurm nachgewiesen werden. Beide werden über schlechte sanitäre Einrichtungen verbreitet.
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