KI-Tool MedSafer spürt nutzlose Medikamente auf
Neue Software kann versehentlichem Arzneimittelmissbrauch bei Älteren effektiv entgegenwirken
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Software sortiert überflüssige Medikamente aus (Foto: Gundula Vogel, pixabay.com) |
Montréal (pte001/06.08.2025/06:00)
Forscher der McGill University haben eine Software entwickelt und klinisch erfolgreich getestet, die überflüssige Medikamente aussortiert. Dabei handelt es sich um das mit künstlicher Intelligenz arbeitende Tool MedSafer. Denn obwohl Medikamentenlisten regelmäßig von Ärzten überprüft werden, nehmen vor allem ältere Menschen Präparate zu sich, die sie gar nicht brauchen und die ihnen womöglich sogar schaden. Die Forschungsergebnisse der dazugehörigen Studie sind kürzlich in der medizinischen Fachzeitschrift "JAMA Network" erschienen.
Unnütze Arznei erkannt
An der Studie nahmen 725 Bewohner in fünf Langzeitpflegeheimen teil, die im Schnitt je zehn Medikamente regelmäßig einnahmen. Bei einem Test in einer der Einrichtungen markierte MedSafer potenziell ungeeignete Medikamente. Das KI-Tool überprüft die Medikamentenliste eines Bewohners anhand von dessen Gesundheitszustand und markiert Arzneimittel, die möglicherweise nicht mehr geeignet sind. Außerdem gibt es Hinweise, wie Medikamente abgesetzt werden können oder welche sichereren Alternativen es gibt. Dabei hat sich gezeigt, dass 36 Prozent der Teilnehmer überflüssige Präparate konsumierten. Eine parallel verlaufende Überprüfung fand nur bei zwölf Prozent von ihnen Arzneien, die sie nicht brauchten.
"Manchmal machen wir das Alter für Gedächtnisverlust oder Mobilitätsprobleme verantwortlich, obwohl die Medikamente die eigentliche Ursache sind", sagt die Hauptautorin Emily McDonald. "Ich habe Patienten gesehen, die kaum ansprechbar waren, doch nach dem Absetzen eines sedierenden Medikaments wieder normal reagierten." Fast zwei Drittel der kanadischen Senioren nähmen täglich fünf oder mehr Medikamente ein. In der Langzeitpflege sei diese Zahl noch deutlich höher.
Stopp der "Verschreibungskaskade"
Medikamente sammeln sich oft im Laufe der Zeit an und werden manchmal verschrieben, um Nebenwirkungen anderer Medikamente entgegenzuwirken – ein Muster, das als "Verschreibungskaskade" bekannt ist. "Einige Medikamente können das Risiko von Stürzen, Verwirrtheit und Krankenhausaufenthalten erhöhen", weiß Ko-Autor Todd Lee. "Je mehr man davon einnimmt, desto mehr Nebenwirkungen und Wechselwirkungen können auftreten."
Ziel der Forscher ist es, MedSafer in die primäre Gesundheitsversorgung zu integrieren, damit eine Übermedikation bekämpft wird, bevor Patienten in die Langzeitpflege kommen. "Das sollte der neue Standard in der Versorgung älterer Menschen sein", so McDonald. "Niemand sollte Medikamente einnehmen, die mehr schaden als nützen." McDonald und Lee sind Mitbegründer der MedSafer Corp., die die Software lizenziert, um sie zu kommerzialisieren.
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