pte20220614002 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Krebsmedikament ist gut für das Gedächtnis

EPFL-Forscher haben HDACI erfolgreich getestet - Unerwünschte Nebenwirkungen bleiben aus


Hirnstimulation: Medikament hilft, Angst vor Spinnen vergessen zu lassen (Foto: geralt, pixabay.com)
Hirnstimulation: Medikament hilft, Angst vor Spinnen vergessen zu lassen (Foto: geralt, pixabay.com)

Lausanne (pte002/14.06.2022/06:05)

Ein Medikament, das normalerweise zur Unterstützung der Wirkung von Chemotherapien in der Krebsbehandlung eingesetzt wird, stärkt im Alleingang das Gedächtnis. Das hat ein Forscher-Team um Johannes Gräff von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) http://epfl.ch bei Experimenten mit Mäusen entdeckt. "Das Medikament unterstützt bestimmte Gene, die bereits am Lernen beteiligt sind, und es beeinflusst kaum andere Gene, hat also praktisch keine unerwünschten Nebenwirkungen", so Gräff.

Tests mit Mäusen erfolgreich

Bei dem Medikament handelt es sich um Histon-Deacetylase-Inhibitoren (HDACI). Es verbessert die Kommunikation der Neuronen im Gehirn, also der Nervenzellen. Die Wissenschaftler haben Mäuse sanften, aber dennoch unangenehmen Elektroschocks ausgesetzt. Ohne HDACI reagierten sie auch auf die Vorbereitung der Elektroden nicht. Anders als nach der Einnahme des Präparats. Dann erkannten sie schnell, wenn es für sie brenzlig wurde. Sie hatten gelernt, die Vorbereitung für den Elektroschock zu erkennen.

Gräff zufolge lässt sich das Mittel auch beim Menschen einsetzen. Wer beispielsweise Angst vor Spinnen habe, könnte mithilfe des Medikaments lernen, dass Spinnen harmlos sind und so ihre Arachnophobie ohne unerwünschte Nebenwirkungen verlernen. "Das Medikament verbessert das Gedächtnis nur, wenn man aktiv etwas lernt", unterstreicht Gräff. Er vergleicht das mit dem Skifahren. Es sei einfacher, auf einer ebenen Fläche zu beschleunigen, wenn man schon fährt, als wenn man es aus dem Stand heraus versucht.

Zwei klinische Studien gestartet

Da mehrere HDACI bereits für den Einsatz an Menschen zugelassen sind, sieht Gräff keine Hindernisse, sie auch einzusetzen, um Menschen das Lernen zu erleichtern. Hierzu laufen in Europa bereits zwei klinische Studien, bei denen untersucht wird, ob die Erkenntnisse, die die Wissenschaftler bei Mäusen gewonnen haben, auf Menschen übertragbar sind. Eine hat das Ziel, das Verlernen der Angst vor Spinnen zu fördern, die andere, das Gedächtnis von Alzheimer-Patienten zu verbessern.

(Ende)
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