pte20120620004 Forschung/Entwicklung, Technologie/Digitalisierung

Katastrophen: Handydaten zeigen Fluchtwege

Überlebende des Haiti-Erdbebens flohen zu Verwandten aufs Land


Handy: Datenauswertung zeigt Strategien nach dem Beben (Foto: Flickr/Hershman)
Handy: Datenauswertung zeigt Strategien nach dem Beben (Foto: Flickr/Hershman)

Stockholm (pte004/20.06.2012/06:15) Das Verhalten von Menschen nach Naturkatastrophen lässt sich vorhersagen: Passiert das Unglück in der Stadt, fliehen die meisten zu nahen Verwandten am Land und führen dort in der Folgezeit einen überraschend streng geregelten Tagesablauf. Das berichten Forscher vom Karolinska Institutet http://ki.se in der Zeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences". Grundlage der Forscher waren Handydaten des tragischen Erdbebens in Haiti von 2010, deren Auswertung sie nun auch online http://flowminder.org zur Verfügung gestellt haben.

Zuflucht bei den Liebsten

600.000 Menschen verließen in den Tagen nach dem Erdbeben vom 12. Januar 2010 die haitiansiche Hauptstadt Port-au-Prince, eine Mio. Menschen blieben obdachlos zurück. "Für die Versorgung der Menschen durch den Katastrophenschutz ist es wichtig, ihr Verhalten richtig einzuschätzen und somit Hilfe am richtigen Ort und zur richtigen Zeit zu liefern", sagt Studienleiterin Xin Lu.

Die schwedischen Wissenschaftler werteten nun die anonymisierten Daten von zwei Mio. Haitianern aus, die der landesgrößte Netzanbieter Digicel zur Verfügung stellte. Sichtbar wurde, dass die Menschen am ehesten in jenen Orten Zuflucht suchten, an denen sie Tage vor der Katastrophe Weihnachten und Neujahr gefeiert hatten. "Bei schlimmen Ereignissen suchen wir bei den Nahestehendsten und liebsten Verwandten Zuflucht", erklärt Lu.

Vorhersage zu 85 Prozent präzise

Aufschlussreich waren jedoch auch die Beobachtungen über die Folgezeit nach der Flucht. Zwar bewegten sich die Menschen dann in größeren Distanzen als zuvor, das Muster der täglichen Bewegung blieb dabei jedoch extrem gleichförmig. Mit einer Genauigkeit von 85 Prozent lässt sich somit vorhersagen, wo sich eine Person zu jedem beliebigen Zeitpunkt innerhalb von drei Monaten nach der Katastrophe aufhalten wird.

Abstract unter http://www.pnas.org/content/early/2012/06/11/1203882109.abstract

(Ende)
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