Wirtschaftssanktionen treffen oft die Armen
Untersuchung der University of Guelph zeigt massive Folgen durch höhere Lebensmittelpreise
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Stamm in Afrika: Wirtschaftssanktionen verschärfen Ernährungslage (Foto: Wolfgang Kempkens) |
Guelph (pte003/24.09.2025/06:10)
Oft von Industriestaaten verhängte Wirtschaftssanktionen gefährden zumeist die Existenz normaler Bürgern, anstatt die jeweiligen Regierungen zum Umdenken zu bewegen. Das zeigt eine Studie der University of Guelph. Derzeit gibt es gegen mehrere afrikanische Länder Sanktionen, die von den USA, den Vereinten Nationen oder der EU verhängt wurden. Dazu gehören die Zentralafrikanische Republik, die Demokratische Republik Kongo, Guinea, Guinea-Bissau, Mali, Libyen, Somalia, der Südsudan und Zimbabwe.
Hunger und Unterernährung
"Es ist kein Zufall, dass die meisten dieser Länder auf der Liste der Hunger-Hotspots des Welternährungsprogramms stehen", schreibt Forscher Sylvanus Kwaku Afesorgbor. Er und sein Team haben untersucht, wie sich Wirtschaftssanktionen zwischen 2000 und 2022 auf die Ernährungssicherheit in 90 Entwicklungsländern ausgewirkt haben. "Wir wollten mögliche Zusammenhänge zwischen Sanktionen und Hunger untersuchen, da weltweit die Sorge um die Ernährungssicherheit wächst", so der Agrarexperte. Die Ergebnisse seien erschütternd.
Sobald Sanktionen verhängt würden, stiegen die Lebensmittelpreise um etwa 1,2 Prozent im Vergleich zu Zeiten ohne Sanktionen. "Das mag gering erscheinen, aber in Ländern mit niedrigem Einkommen, in denen Familien die Hälfte ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben, erschweren selbst geringfügige Erhöhungen das Leben", verdeutlicht Afesorgbor. Das gelte unabhängig von anderen externen Faktoren, die zu Preissteigerungen führen können, wie beispielsweise Nachfrage- und Angebotsmuster.
"Wir haben außerdem festgestellt, dass die Unterernährung während Sanktionsperioden um zwei Prozentpunkte zunimmt. Für Länder, in denen bereits Millionen Menschen am Rande des Hungers leben, ist das eine enorme zusätzliche Belastung", mahnt Afesorgbor. Sanktionen behinderten Lebensmittelimporte. Das sei ein großes Problem für viele Entwicklungsländer, die zur Ernährung ihrer Bevölkerung stark von internationalen Märkten abhängig seien.
Sanktionen stets überprüfen
Tatsächlich beliefen sich die Lebensmittelimporte Afrikas von 2021 bis 2023 auf 97 Mrd. Dollar. Im Einzelnen importierten beispielsweise Äthiopien und Libyen Lebensmittel im Wert von drei Mrd. Dollar, der Sudan kam auf 2,3 Mrd. Dollar und die Demokratische Republik Kongo auf 1,2 Mrd. Dollar. Sanktionen könnten den Handel einschränken und die Transportkosten erhöhen, wodurch Lebensmittel sowohl knapper als auch teurer würden.
Außerdem schränken Sanktionen, so die Forscher, den Zugang zu wichtigen landwirtschaftlichen Betriebsmitteln wie Düngemitteln, Pestiziden und Maschinen ein. Das verringere die Erträge, erhöhe die Produktionskosten und erschwere es den Landwirten, ihre Produktion aufrechtzuerhalten. Das wiederum reduziere die einheimische Lebensmittelproduktion und verteuere das Leben.
Afesorgbor fordert daher, dass auch nach Verhängung von Sanktionen Lebensmittel, Düngemittel und landwirtschaftliche Hilfsgüter ungehindert transportiert werden können. Zudem sollten die Auswirkungen von Sanktionen sorgfältig beobachtet werden. Sobald sie sich auf die Ernährungssituation auswirken, sollte sie überprüft werden. Würde das nicht beachtet, könnten Sanktionen langfristig mehr schaden als nutzen.
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