pte20230605015 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

US-Waffengewalt: Hilfe erreicht Kinder spät

Psychische Erkrankungen wie bipolare Störungen haben sich in nur acht Jahren verdoppelt


Revolvermündung: Schussverletzungen traumatisieren Kinder (Foto: pixabay.com, Steve Buissinne)
Revolvermündung: Schussverletzungen traumatisieren Kinder (Foto: pixabay.com, Steve Buissinne)

Chicago (pte015/05.06.2023/10:30)

63 Prozent der in den USA über die staatliche Krankenversicherung Medicaid registrierten Kinder erhalten in den sechs Monaten nach einer Verletzung durch Feuerwaffen keine psychische Gesundheitsversorgung. Das zeigt eine Studie unter der Leitung von Jennifer Hoffmann vom Ann & Robert H. Lurie Children's Hospital of Chicago und der Northwestern University Feinberg School of Medicine.

2020 rund 11.250 Verletzte

In den USA erlitten im Jahr 2020 rund 11.250 Jugendliche nicht tödliche Verletzungen durch Schusswaffen. Bei diesen Überlebenden besteht ein erhöhtes Risiko von psychischen Leiden, wie neu diagnostizierte Erkrankungen, die mit dem erlebten Trauma in Verbindung stehen, Drogenmissbrauch und disruptive Störungen. Laut der aktuellen Studie hat sich nach der Verletzung der Prozentsatz der Kinder verdoppelt, bei denen eine bipolare Störungen, schizophrene Spektrumstörungen und Suizidgedanken respektive Selbstverletzungen festgestellt wurden.

Die Analyse zeigt auch Ungleichheiten beim Zugang zu psychischer Versorgung nach einem Unfall mit einer Feuerwaffe. Schwarze Jugendliche erhielten weniger wahrscheinlich eine Behandlung als weiße Jugendliche. Hoffmann zufolge gehören zu den zugrundeliegenden Mechanismen Stigmata und die Kosten in Verbindung mit dem Zugang zur medizinischen Versorgung. Aber auch eine eingeschränkte Diversität beim Personal sowie eine Unterversorgung in den Bereichen, in denen schwarze Kinder leben, haben den Experten nach einen Einfluss.

Erster Kontakt schwieriger

Das Team hat die Medicaid-Daten von betroffenen Kindern im Alter zwischen fünf und 17 Jahren analysiert. Dafür wurde der Zeitraum 2010 bis 2018 herangezogen und insbesondere Kinder untersucht, die aus elf geografisch weit auseinander liegenden Bundesstaaten kommen. Dabei wurden 2.613 Kinder mit Schussverletzungen identifiziert. Ziel war es zu analysieren, wie sich das Timing des ersten Kontakts mit einem psychologisch ausgebildeten Personal nach soziodemografischen und klinischen Charakteristika unterscheidet.

Es zeigte sich, dass der erste Besuch in einer Ambulanz bei den Kindern früher stattfand, die bereits in diesem Bereich behandelt worden waren. Bei Kindern ohne früheren Kontakt mit einer psychologischen Versorgung sind laut Hoffmann größere Anstrengungen erforderlich, um einen entsprechenden Kontakt herzustellen. Die Forschungsergebnisse wurden in dem Fachmagazin "Pediatrics" veröffentlicht.

(Ende)
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