pte20220405020 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Pflege: Britische Jugend schneidet schlecht ab

Gestörtes Wohlbefinden - Bereits drei von zehn Teenagern denken daran, sich selbst zu verletzen


Teenager: Pflege überfordert viele Jugendliche häufig (Foto: pixabay.com, Anemone 123)
Teenager: Pflege überfordert viele Jugendliche häufig (Foto: pixabay.com, Anemone 123)

Cambridge (pte020/05.04.2022/10:32)

Rund drei von zehn jugendlichen Pflegekräften in Großbritannien denken daran, sich selbst zu verletzen und mehr als zehn Prozent ziehen in Erwägung, dies anderen zuzufügen. Dabei handelt es sich laut einer Studie der University of Cambridge http://cam.ac.uk oft um jene Person, für die sie sorgen. Diese Zahlen stammen aus der ersten länderübergreifenden Untersuchung zur Gesundheit und dem Wohlergehen von jungen Pflegekräften zwischen 15 und 17 Jahren mit der Verantwortung für ein Familienmitglied oder einen Freund. Die Forscher haben 2.100 Personen in sechs unterschiedlichen Ländern gemeinsam mit 5.000 Gleichaltrigen befragt, die nicht über diese Pflegeerfahrung verfügen.

Eine besondere Belastung

Die Ergebnisse der Studie weisen auf dringende Bedenken hinsichtlich der besonderen Belastung und der Auswirkungen des Pflegens auf die psychische Gesundheit von jungen Menschen hin, die bald das Erwachsenenalter erreichen. Obwohl es Hinweise darauf gibt, dass manche Heranwachsende von dieser Erfahrung profitieren, weist eine erhebliche Anzahl Anzeichen von schlechtem Wohlergehen und einer Notlage auf. Mädchen scheinen dabei einem besonderen Risiko ausgesetzt zu sein. Auf die Frage, ob sie aufgrund der Pflegeaufgabe daran gedacht hatten, sich selbst zu verletzen, gaben 14 Prozent des gesamten Samples an, dass das tatsächlich der Fall gewesen war. Mit 28 Prozent war dieser Anteil in Großbritannien doppelt so hoch. Der Anteil aller britischen Heranwachsenden, die sich tatsächlich selbst verletzten, soll zwischen 13 und 19 Prozent liegen.

Sechs Prozent des gesamten Samples, zwölf Prozent in Großbritannien, gaben an, dass sie aufgrund der Pflege daran gedacht hatten, einen anderen Menschen zu verletzten. Innerhalb dieser Gruppe gaben rund 45 Prozent an, dass diese andere Person der Pflegebedürftige war. Es gab keine Belege dafür, dass die jungen Pflegenden tatsächlich eine Gefahr für andere darstellten. Dieses Ergebnis ist jedoch bezeichnend für den konstanten Druck und das Gefühl der Isolierung, die ihren Alltag bestimmen. 36 Prozent in allen sechs Ländern und 56 Prozent in Großbritannien sagen, dass sich ihre psychische Gesundheit aufgrund ihrer Aufgaben verschlechtert hat. 17 Prozent, in Großbritannien 37 Prozent, geben an, dass ihre Leistung in der Schule gelitten hat und 15 Prozent bzw. 36 Prozent in Großbritannien, berichten, dass sie aufgrund ihrer Pflegeaufgaben in der Schule schikaniert wurden.

Me-We Young-Carers-Projekt

Das Me-We Young-Carers-Projekt http://me-we.eu zielt darauf ab, wie sich die psychische Gesundheit und das Wohlergehen von jungen Pflegenden am besten schützen lassen. Dafür wurden Daten von jungen Pflegenden zwischen 15 und 17 Jahren aus den Niederlanden, Slowenien, Schweden, der Schweiz und Großbritannien ausgewertet. Viele der britischen Ergebnisse sind schlechter als der Durchschnitt der sechs Länder. Das ist teilweise darauf zurückzuführen, dass das britische Sample einen unverhältnismäßig hohen Anteil von Jugendlichen mit sehr fordernden Pflegeaufgaben enthielt, sie spiegeln wahrscheinlich aber auch die weite Verbreitung von psychischen Problemen bei den Jugendlichen wider. Details wurden im "International Journal of Care and Caring" veröffentlicht.

Die genaue Zahl der jugendlichen Pflegenden in Großbritannien ist nicht bekannt. Laut der Volkszählung von 2011 gab es mindestens 178.000 Personen zwischen fünf und 17 Jahren mit Pflegeaufgaben. In der Altersgruppe 15 bis 17 Jahre waren es 83.500. Es ist bekannt, dass diese Berichte das tatsächliche Ausmaß der Pflege bei Kindern und Heranwachsenden nicht wirklich abbilden. Daten der "BBC" gehen davon aus, dass die Anzahl der Pflegenden zwischen fünf und 17 Jahren eher näher an 800.000 liegen könnte. Im Alter von 15 bis 17 Jahren könnten rund 334.000 Jugendliche betroffen sein.

Von den 2.099 befragten jugendlichen Pflegenden versorgten mit 69 Prozent der Großteil ein Familienmitglied. 16 Prozent pflegten mehr als einen Verwandten und 22 Prozent ein Familienmitglied und einen Freund. Der Großteil pflegte Elternteile. In Italien waren 59 Prozent der Jugendlichen für die Großeltern verantwortlich. Das legt nahe, dass in manchen Ländern junge Menschen die Defizite in der Altenpflege tragen. Je größer die Pflegeverantwortung der Jugendlichen war, desto eher gerieten sie in ernste Schwierigkeiten. Mädchen, die typischerweise mehr Pflege übernahmen als Jungen, berichteten auch eher von einem schlechteren Wohlbefinden.

(Ende)
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