pte20220330016 in Leben

Krankheiten bei Frauen oft einseitig erforscht

Wissenschaft konzentriert sich bei der "Bikini-Medizin" oftmals vorwiegend auf Schwangerschaft


Patientin mit Zugang: Frauen von der Forschung oft vernachlässigt (Foto: pixabay.com, biker_becca)
Patientin mit Zugang: Frauen von der Forschung oft vernachlässigt (Foto: pixabay.com, biker_becca)

Newtown (pte016/30.03.2022/10:30)

Die Erforschung der Gesundheit von Frauen, die sogenannte "Bikini-Medizin", bleibt überproportional auf die reproduktiven Lebensjahre und hier vor allem auf die Schwangerschaft konzentriert. Es gibt laut einer Studie des George Institute for Global Health http://georgeinstitute.org nur wenige wissenschaftliche Artikel zu den Hauptursachen von Krankheit und Tod bei Frauen. Die aktuellen Forschungsergebnisse wurden im "Journal of Women s Health" veröffentlicht.

Trend nimmt stark zu

Trotz der zunehmenden Wahrnehmung der Unterschiede, wie Frauen Krankheiten erleben und welche Auswirkungen das auf die Diagnose und Behandlung haben kann, hat sich diese Forschungslücke laut der aktuellen Studie in den vergangenen zehn Jahren noch vergrößert. Laut der leitenden Wissenschaftlerin Laura Hallam beruht der Fokus auf der Bikini-Medizin auf der fälschlichen Annahme, dass die Gesundheit der Frauen sich nur in den körperlichen Bereichen von derjenigen der Männer unterscheidet, die von einem Bikini bedeckt werden. Hallam betont auch, dass heute nichtübertragbare Krankheiten die führende Ursache für Tod und Beeinträchtigung in den meisten Ländern sind. Speziell betroffen sind Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

Die Forscher haben Inhalte zu Gesundheit analysiert, die in sechs Gesundheitszeitschriften für Frauen und in fünf führenden allgemeinen medizinischen Journalen für die Jahre 2010 und 2020 vorkamen. Dabei wurden die Hauptthemen untersucht und das behandelte Alter. Diese Ergebnisse wurden mit den laut der Studie "Global Burden of Disease" führenden Krankheitsursachen bei Frauen verglichen. Dabei zeigte sich, dass 2010 mit 36 Prozent etwas mehr als ein Drittel der entsprechenden Artikel in beiden Zeitschriften sich mit der reproduktiven Gesundheit beschäftigten. 2020 erreichte dieser Anteil fast die Hälfte. Bei den Gesundheitszeitschriften für Frauen lag der Prozentsatz bei 49 Prozent, bei den allgemeinen Gesundheitsjournalen bei 47 Prozent. Gleichzeig nahm in beiden Arten von Publikationen der Anteil der Inhalte zu nichtübertragbaren Krankheiten ab.

Krebs ist Hauptthema

2010 und 2020 war Krebs mit etwas mehr als 40 Prozent bei Weitem das am häufigste in Gesundheitszeitschriften für Frauen behandelte Thema. Darauf folgten psychische Erkrankungen und Drogenmissbrauch mit 22 Prozent. Auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen entfielen nur etwas mehr als 15 Prozent. Bei den allgemeinen medizinischen Zeitschriften entfiel mit 51,5 Prozent etwas mehr als die Hälfte der Artikel zu nichtübertragbaren Krankheiten bei Frauen auf Krebs. Darauf folgten Erkrankungen der Nerven und des Nervensystems mit 9,7 Prozent. Nur 7,5 Prozent erreichten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychische Krankheiten, Drogenmissbrauch und Erkrankungen von Muskeln und Knochen.

Laut Hallam zeigt sich allgemein, dass viele Krankheiten, die bei Frauen auch tödlich verlaufen können, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle oder chronische Erkrankungen der Lunge, in Gesundheitsmagazinen für Frauen nur schlecht abgedeckt werden. Zudem behandeln die meisten Artikel entweder die Schwangerschaft oder die fertilen Jahre, so Hallam. Nur wenige Artikel beschäftigten sich jedoch mit den Wechseljahren. "Die Lebenserwartung von Frauen ist allgemein höher als jene von Männern, trotzdem verfügen Frauen über weniger gesunde Lebensjahre und einen höheren Anteil von Invalidität im Alter."

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