pte20170407015 in Leben

Neue Insektenordnung der Taumelflügler entdeckt

Tiere als Einschlüsse in über 100 Mio. Jahre altem Bernstein überliefert


Taumelflügler: Sensationsfund in Berlin (Foto: naturkundemuseum.berlin)
Taumelflügler: Sensationsfund in Berlin (Foto: naturkundemuseum.berlin)

Berlin (pte015/07.04.2017/11:30) Forscher am Museum für Naturkunde Berlin http://naturkundemuseum.berlin haben eine neue Insektenordnung der Taumelflügler (Tarachoptera) entdeckt. Es handelt sich um eine ausgestorbene Ordnung. Die Tiere wurden als Einschlüsse im 100 Mio. Jahre alten Burmesischen Bernstein überliefert. Die Gruppe stellt eine eigenständige Evolutionslinie dar, die noch vor den Schmetterlingen entstanden ist. Der Ursprung der Flügelschuppen ist also keine "Erfindung" der Schmetterlinge.

Mehr als 100 Mio. Jahre alt

In der Hierarchie der zoologischen Systematik ist die Ordnung eine sehr hochstehende Kategorie. Bei den Insekten werden heute 36 rezente Insektenordnungen unterschieden. Sie haben eine oft reichhaltige fossile Überlieferung und ihre Geschichte reicht bis weit in das Paläozoikum (Erdaltertum) zurück. Im Verlaufe der erdgeschichtlichen Entwicklung hat es jedoch immer wieder globale Katastrophen gegeben, die zum Aussterben vieler Gruppen und Ordnungen führten. Eine dieser Ordnungen, die nicht überlebt hat, sind die Taumelflügler.

Im Gegensatz zum bekannten Ostsee- oder Baltischen Bernstein, der vor 30 bis 40 Mio. Jahren entstand, ist der Burmesische Bernstein mit rund 100 Mio. Jahren mehr als doppelt so alt. Dadurch erlaubt er einen tieferen Blick in die Stammesgeschichte der Insekten. Mit nur drei bis vier Millimetern Flügellänge gehören sie zu den kleineren Insekten, die im Allgemeinen wenig Beachtung finden, falls es sich nicht gerade um Blutsauger handelt. Taumelflügler hatten keine stechenden Mundwerkzeuge. Sie ernährten sich wahrscheinlich von Pilzsporen.

Interessante Beschuppung

Das interessanteste Merkmal der Gruppe ist die Beschuppung der Vorder- und Hinterflügel. Dieses Merkmal ist bereits von Schmetterlingen bekannt, mit denen die Taumelflügler auch tatsächlich verwandt sind. Die Schuppen haben jedoch eine andere Form und Struktur. Aus der äußeren Gestalt der Taumelflügler lassen sich Vermutungen zur Lebensweise der Tiere ableiten. Es waren flache, abgeplattet wirkende Insekten, die wahrscheinlich auf Bäumen gelebt und sich dort in den Rissen und Klüften der Borke aufgehalten hatten.

Die Neigung der Tiere zum aktiven Fliegen war vermutlich wenig ausgeprägt. Durch die fehlende Kopplung zwischen Vorder- und Hinterflügel war nur ein taumelnder Flug möglich wird, daher der Name Taumelflügler. Bei einer Art wurden auf den Flügeln große Duftschuppen gefunden. Das bedeutet, dass Taumelflügler bereits über ein Kommunikationssystem mit Pheromonen verfügten, mit dessen Hilfe sich Männchen und Weibchen finden konnten. Bisher sind 14 Einschlüsse mit Taumelflüglern im Burmesischen Bernstein gefunden worden. Sie verteilen sich auf zwei Gattungen mit insgesamt vier Arten.

(Ende)
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