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Megabeben am Meeresboden setzen Methan frei

Forscher untersuchen Maule-Beben in Zentralchile aus dem Jahr 2010


Spuren des Maule-Erdbebens am Meeresboden (Foto: ROV-Team, geomar.de)
Spuren des Maule-Erdbebens am Meeresboden (Foto: ROV-Team, geomar.de)

Kiel (pte001/16.12.2016/06:00) Im Zuge schwerer Erdbeben unterhalb des Meeresbodens bahnt sich eingeschlossenes Methan seinen Weg an die Oberfläche. Das haben Forscher des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel http://geomar.de bei Beobachtungen des Maule-Bebens in Zentralchile im Jahr 2010 anhand nachträglicher geochemischer Analysen und geophysikalischer Modellierungen nachgewiesen.

Schwierige Beweisführung

"Ein Zusammenhang zwischen Methanaustritten am Meeresboden und starken Erdbeben wird schon lange vermutet, ist aber schwer nachweisbar. Die von Starkbeben betroffenen Meeresböden liegen oft in mehreren tausend Metern Wassertiefe und sind schwer erreichbar. Dank der Daten aus dem Jahr 2010 ist uns jetzt der Beweis gelungen", so der Erstautor der Studie Jacob Geersen.

Die Analyse beruht hauptsächlich auf den Daten, die im September und Oktober 2010 gesammelt wurden. Die schon Jahre vorher geplante Expedition führte genau in die Region, in der sieben Monate zuvor das Epizentrum des Maule-Bebens gelegen hatte. Bei Tauchgängen des "ROV KIEL 6000" erfassten dessen Kameras frische Risse im Meeresboden. "Sie waren offensichtlich beim Beben entstanden", verdeutlicht Peter Linke vom GEOMAR, damals wissenschaftlicher Fahrtleiter der Expedition und Koautor der aktuellen Studie.

Verwerfungen im Untergrund

Mit moderner Sensorik konnte das Team schon 2010 einen sehr hohen Methangehalt im Wasser rund um die Risse feststellen. Genauere Analysen ergaben, dass das Methan teilweise nicht aus den obersten Schichten des Meeresbodens stammte, sondern aus deutlich tieferen Bereichen der Erdkruste. Die geophysikalischen und geochemischen Daten, die Bilder des ROV KIEL 6000 sowie die mit ihm gewonnenen Proben haben die Autoren durch geophysikalische Spannungsberechnungen des Untergrundes ergänzt.

"Die Beobachtungen zeigen, dass das Erdbeben tiefe Verwerfungen im Untergrund reaktiviert hat, die wiederum als Aufstiegskanäle für das Methan dienen", sagt Florian Scholz vom GEOMAR, ebenfalls Koautor der Studie. Global zeigt die Studie, dass Starkbeben eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Methanquellen am Meeresboden und dem Transport von Gasen aus der tieferen Erdkruste an die Oberfläche spielen. "Allerdings sind noch weitere Messkampagnen in Erdebenregionen notwendig, um verlässlich sagen zu können, wie viel Gase durch tektonische Prozesse freigesetzt werden, ob und wie dieser Prozess zeitlich variiert und ob die Gase auch bis in die Atmosphäre gelangen können", resümiert Geersen.

(Ende)
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