pte20110916010 in Leben

Ende der Normalität in der Kommunikation

Gabor Steingart hält Keynote bei Kongress in Berlin


Steingart: Verkündet das Ende der Normalität (Foto: gaborsteingart.com)
Steingart: Verkündet das Ende der Normalität (Foto: gaborsteingart.com)

Berlin (pte010/16.09.2011/11:09) "Kommunikation beginnt mit zuhören. Viele Journalisten sind schlechte Zuhörer. Wenn wir wirklich zuhören, merken wir, dass sich die Gesellschaft gerade von der Normalität verabschiedet", sagt Handelsblatt-Chefredakteur Gabor Steingart http://gaborsteingart.com im Rahmen einer Rede auf dem Kommunikationskongress 2011 http://kommunikationskongress.de in Berlin, der heute, Freitag, zu Ende geht. Die richtige Antwort auf die großen Veränderungen kennt Steingart nicht, dafür wirft er ein paar interessante Fragen auf.

Steigende Ungewissheit

"Wenn früher einer gesagt hat 'Das ist doch nicht normal', dann wussten alle, was gemeint war. Normal hieß früher so wie es immer war", sagt Steingart genüber pressetext. Dann spricht er von all den "Verrücktheiten", die sich eingeschlichen haben seit damals. Menschen haben Tausende Freunde, Präsidentengattinnen tragen Tatoos, die Zeitung erscheint nicht mehr auf Papier und die traditionelle Familie stirbt aus. Steingart ist kein verbitterter Nostalgiker. Er hält lediglich mit Humor fest, was sich alles geändert hat. Einen ernsteren Ton schlägt er an, als er von den 15 Mio. Deutschen redet, die in den nächsten 20 Jahren sterben werden. "Die Rentenbescheide abzuheften ist Zeitverschwendung, die sind nichts wert. In der Buchhandlung wären sie keine Sachbücher mehr, sondern Belletristik", mahnt Steingart.

Auch andere schlechte Nachrichten hat der Hauptredner noch für sein Publikum parat. "Wenn man die Ansprüche aus den Sozialsystemen, die nicht durch Einnahmen gedeckt sind, in die deutsche Staatsschuld einrechnet, sind wir das höchstverschuldete Land in Europa", erklärt Steingart. Anschließend geht er noch auf das Verhältnis zwischen Realwirtschaft und virtueller Wirtschaft ein "Wenn vor 20 Jahren die virtuelle und die reale Wirtschaft beide so groß wie ein Menschenkopf waren, so entspricht das Verhältnis heute dem zwischen einem Menschen- und einem Elefantenkopf", veranschaulicht der Journalist.

Ständiger Wandel

All diese Beispiele veranschaulichen die Grundthese von Steingart: Die Gesellschaft verändert sich ständig, die Menschen können sich kaum noch auf etwas verlassen. Jobs, Bankenwesen und die Wirtschaft als Ganzes - selbst Religion und Sexualität sind keine Konstanten mehr im Leben der Menschen. "Unsere Zeit stellt übermenschliche Ansprüche an den Einzelnen. Die vielen Auswahlmöglichkeiten sind zwar eine Befreiung, gleichzeitig aber auch eine Überforderung", so Steingart.

Diese ständigen Veränderungen haben auch Auswirkungen auf die Kommunikation. Hier sind selbst die Profis überfordert. Zu viele Kanäle, eine Vielzahl von möglichen Zielgruppen und eine immer komplexere Welt machen Journalisten und PR-Profis das Leben schwer. "Was gestern noch ankam, kann morgen schon falsch sein", bringt Steingart das Dilemma auf den Punkt. Ausweg hat er keinen zu bieten, aber einen Ratschlag für alle, die ein wenig Ordnung ins Chaos bringen wollen: Besser zuhören, nicht nach Antworten suchen und lernen mit den Fragen zu leben.

Fotos zur Veranstaltung stehen unter http://fotodienst.at/browse.mc?album_id=3525 als Download zur Verfügung.

(Ende)
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