pte20101030001 in Business

Deutsche Bahn will kreatives Start-up torpedieren

Staatskonzern sieht eigenes Monopol bei Zügen und Bussen gefährdet


Zug: Deutsche Bahn sieht sich von Kleinunternehmern bedroht (Foto: pixelio.de, Erich Westendarp)
Zug: Deutsche Bahn sieht sich von Kleinunternehmern bedroht (Foto: pixelio.de, Erich Westendarp)

Berlin/Friedrichshafen (pte001/30.10.2010/06:00) Weil sie ihr marktdominantes Monopol in der Bundesrepublik gefährdet sieht, klagt die Deutsche Bahn http://www.deutsche-bahn.de das kleine Start-up YourBus http://www.deinbus.de . Hintergrund ist die Geschäftsidee, die auf einer Mitfahrzentrale für Busse beruht. Auf der Webseite können Nutzer nach Mitfahrern für Bustouren suchen oder selbst eine Fahrt organisieren. Finden sich mindestens zehn Teilnehmer, kümmert sich das Unternehmen um das Gefährt.

David gegen Goliath

"Die Argumente, die die Bahn in ihrer Klage aufführt, sind so wie die Klimaanlagen in ihren ICEs: Sie funktionieren nicht, aber sie bringen uns dennoch zum Schwitzen", sagt YourBus-Gründer Ingo Mayr-Knoch im pressetext-Gespräch. Der Sachverhalt wird am 19. November vor dem Landgericht Frankfurt verhandelt. Stein des Anstoßes ist die Auslegung des Personenbeförderungsgesetzes aus dem Jahr 1934. Dieses garantiert der Bahn seither ein Quasi-Monopol beim Fernverkehr. Für YourBus geht es letzen Endes um alles oder nichts.

Denn laut dem verstaubten Gesetz können Lieferverkehre mit dem Bus auf einer Strecke, auf der bereits Züge fahren, nur dann genehmigt werden, wenn sie eine "deutliche Verbesserung des Angebots" darstellen. Die Gesetzesintention war damals jedoch eine grundlegend andere. Es sollte die vom Staat finanzierte Infrastruktur der Bahn vor privater Konkurrenz schützen. Bewirkt hat es hingegen, dass fast 80 Jahre später Busse rein rechtlich gesehen noch immer kein gängiges Fortbewegungsmittel in der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt sind.

YourBus als Gelegenheitsanbieter

"Das Gesetz verbietet nicht - mit Ausnahme von rund 50 Fernbus-Verbindungen vor allem von und nach Berlin - sich spontan zu Fahrgemeinschaften zusammenzutun. Aber genau das tun wir mit unserer Geschäftsidee völlig legal", erläutert Mayr-Knoch auf pressetext-Nachfrage. Schließlich gibt es keinen festen Plan, nach dem die Busse fahren, denn eine Tour geht erst dann los, wenn sich genügend Mitfahrer gefunden haben. "Gedeckt ist unsere Geschäftsidee mit einer Genehmigung aus Friedrichshafen, die YourBus im Frühjahr 2008 erteilt wurde", so der Gründer.

Ein wettbewerbsförderndes Angebot, niedrige Preise, wöchentlich steigende Kundenzahlen und über 1.000 Fans bei Facebook stehen bei einer Entscheidung gegen YourBus auf dem Spiel. Die Bahn erzürnen die Preise. Die 2,5-stündige Busfahrt von Frankfurt nach Köln kostet maximal 15 Euro. Die Bahn berechnet für diese Strecke ohne Bahncard 64 Euro. Dafür spart sich der Kunde aber auch eine Stunde und 15 Minuten Zeit. "Auch wenn wir Recht bekämen, wäre eine seitens der Bahn beantragte Revision kaum zu finanzieren", erläutert Mayr-Knoch.

(Ende)
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