Poker um Erdgas mischt Markt neu auf
Preise nähern sich Vorkrisenniveau - Kunden können dennoch profitieren
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Das Spiel um den Gaspreis: Alle Jahre wieder eine heiße Partie (Foto: pixelio.de / Ernst Rose) |
Berlin (pte032/26.08.2010/12:30) Der alljährliche Gas-Poker zwischen Versorgern und Abnehmern nimmt zur kommenden Saison seltsame Formen an. Während Hauptversorger Gazprom für die nächsten zwei Jahre mit einem drastischen Preisanstieg rechnet, sieht die größte deutsche Gasgesellschaft E.ON Ruhrgas einen mittelfristigen Preisverfall aufgrund des Überangebots am Markt. Für die Haushalte bietet sich indes, je nach Anbieter, ein höchst uneinheitliches Bild bei sowohl steigenden als auch fallenden Endverbraucherpreisen. Generell haben aber die Endkonsumenten noch die schlechtesten Karten im Gas-Poker.
Die Gaspreise richteten sich üblicherweise mit einer Verzögerung von sechs Monaten nach den Ölpreisen am Weltmarkt. Derzeit ist dies aber nicht der Fall, da genug Erdgas in Europa vorhanden ist. Während der Krise sind die Preise darüber hinaus um bis zu 50 Prozent gefallen. "Aufgrund der großen Reserven und den niedrigeren Preisen am Spotmarkt werden sich die großen Versorger wie Gazprom bei den Preisverhandlungen nicht entscheidend durchsetzen können", erklärt Analyst Peter Wirtz von der Westdeutschen Landesbank http://www.westlb.de im Gespräch mit pressetext. Wegen des dennoch begrenzten Angebots an Erdgas ist ein Turnaround bei den Gaspreisen aber zu erwarten, die Preise werden tendenziell wieder nach oben gehen, so Wirtz.
"All-in" am Spotmarkt
Laut dem Verbraucherportal Verivox http://www.verivox.de werden Spotmärkte wie etwa TFF Rotterdam immer wichtiger. Im Gegensatz zu den üblichen langfristigen Verträgen mit den großen Lieferanten können Abnehmer dort vom freien Handel mit Erdgas profitieren, deren Preise stärker auf Angebot und Nachfrage reagieren. "Es gibt eigentlich keinen voll funktionierenden Spotmarkt", entgegnet Analyst Wirtz. "Es hängt immer davon an, ob genug Gas vorhanden ist. Aufgrund der fluktuierenden Versorgung wäre es für die langfristigen Abnehmer Harakiri, nur auf die Spotmärkte zu setzen."
Das Fazit des Analysten: Die Gaspreise werden sich nach dem Preisdumping während der Krise in den kommenden Jahren wieder normalisieren. Der Markt wird weiterhin von den bisher üblichen langfristigen Verträgen zwischen Anbietern und Abnehmern geprägt sein. Aufgrund des temporären Überangebotes haben die Abnehmer jedoch etwas Verhandlungsspielraum bei der Preispolitik. "Der Effekt davon ist, dass der Preisanstieg für die Kleinkunden langsamer ausfällt, als üblich. Im Gegensatz zu Großkunden werden die Haushalte jedoch nur sehr abgespeckt davon profitieren", so Wirtz.
Karten werden neu gemischt
Chancen für die Kleinkunden sehen Wirtz und Verivox im wachsenden Wettbewerb am Gasmarkt. "Der Wettbewerb entsteht zwar erst, die Kunden haben aber bereits jetzt Optionen bei den Gasanbietern. Die müssen aber auch aktiv genutzt. Die Wechselwilligkeit der Kunden muss steigen", rät der Experte. Laut Verivox erhöhen zum September 81 Gasversorger ihre Preise um durchschnittlich neun Prozent, gleichzeitig senken weitere 71 Anbieter die Gaspreise um etwa acht Prozent. "Die sich wandelnden Beschaffungs- und Unternehmensstrategien führen zu immer größeren Preisunterschieden zwischen den Gasversorgern", erklärt Peter Reese, Leiter Energiewirtschaft bei Verivox. "Ein Musterhaushalt kann durch den Wechsel zu einem günstigeren Gasanbieter mit gleichen Konditionen derzeit durchschnittlich 238 Euro pro Jahr einsparen."
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