pte20100726009 in Business

Japanische Firmen lassen ackern bis zum Umfallen

Behörden in der Kritik - Chinesische Trainees besonders betroffen


Fußgängerzone in Tokio: Vor allem japanische Kleinbetriebe beuten aus (Foto: pixelio.de, Bildpixel)
Fußgängerzone in Tokio: Vor allem japanische Kleinbetriebe beuten aus (Foto: pixelio.de, Bildpixel)

Tokio/Ludwigshafen (pte009/26.07.2010/11:20) Immer mehr japanische Unternehmen beuten ausländische Nachwuchskräfte ohne Rücksicht auf Verluste aus. Von Weiterbildungsprogrammen und Entwicklungshilfe werden vor allem junge Chinesen angelockt. Statt Ausbildung steht oft aber Ausbeutung auf dem Stundenplan. Arbeitszeiten von sieben Uhr morgens bis 22 Uhr abends sind keine Seltenheit. Die Zahlen sprechen für sich: 2008 kamen 35 und vergangenes Jahr 27 Trainees durch Überarbeitung ums Leben.

Chinesen mit zu hohen Erwartungen

"In China gibt es viele ungelernte Kräfte, die sich im Ausland wie Japan eine bessere Zukunft versprechen. Denn die arbeitsrechtliche Lage ist in der Heimat oft katastrophal", sagt Jörg-M. Rudolph, Geschäftsführer des Ostasieninstituts Ludwigshafen http://oai.de , gegenüber pressetext. Dem Fachmann nach entspricht das chinesische Arbeitsrecht in keiner Weise den tatsächlichen Zuständen in vielen Produktionsstätten. "Das Hauptproblem ist das Fehlen von unabhängigen Gewerkschaften, die sich für die Arbeitnehmer stark machen", sagt Rudolph.

Die Erwartungen werden aber auch in Japan nicht erfüllt. Da 25 Trainees im Alter zwischen 20 und 40 Jahren an Herzinfarkten oder Schlaganfällen gestorben sind, haben die Behörden reagiert. So wurde der Tod eines Trainees erstmals als "Karoshi" anerkannt. Darunter verstehen die Japaner den Tod durch Überarbeitung. Wie die Frankfurter Rundschau schreibt, sind Fälle wie der des 34-jährigen Chinesen Jiang Xiao Dong keine Seltenheit. Im letzten Vierteljahr vor seinem Tod im Juni 2008 hatte er im Monat zwischen 93 und 109 Überstunden geleistet.

Humanitärer Deckmantel vs. Dumpinglöhne

Die japanische Regierung hat dem Zuzug von jährlich mehr als 60.000 Ausländern für jeweils drei Jahre einen humanitären Deckmantel umgehängt. Fachkräfte aus Schwellenländern sollen die Option auf Weiterbildung erhalten, um die dortige wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. In Wirklichkeit aber sind viele "Trainees" überwiegend ungelernt und kommen aus China und den Philippinen. Statt des angepriesenen Transfers von Know-how sollen die Arbeitskräfte zu Hungerlöhnen für die Unternehmen arbeiten. Davon profitieren vor allem viele Kleinbetriebe.

Entgegenwirken wollen die Behörden nun mit strengeren Auflagen. Ab sofort sollen Trainees auch im ersten Ausbildungsjahr den Mindestlohn erhalten. Zudem darf ihnen nicht mehr der Reisepass abgenommen werden. Die Verschuldung und die wirtschaftliche Stagnation führen Japan-Insidern nach nicht nur in eine Liquiditätsfalle. Aufgrund des demografischen Wandels erhöht sich auch der Bedarf an billigen Arbeitskräften kontinuierlich (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/100625018/).

(Ende)
Aussender: pressetext.deutschland
Ansprechpartner: Florian Fügemann
Tel.: +43-1-81140-305
E-Mail: fuegemann@pressetext.com
|