EU-Rohstoffinitiative: "Handeln ist jetzt angesagt"
Wettbewerbsverzerrungen befürchtet - China im Zentrum der Kritik
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Importe von Rohstoffen führen zu Verzerrungen (Foto: pixelio.de, heyni) |
Wien (pte019/15.06.2010/12:10) "Aufgrund der sich in den letzten drei Monaten teils vervierfachten Exportzölle und Lizenzen für Rohstoffe aus China sind langfristig enorme Wettbewerbsverzerrungen zu befürchten. Die EU darf keine Zeit zum Diskutieren verschwenden, sondern muss nun handeln." Zu dem Fazit kommt Thomas Fahnemann, CEO des Feuerfestproduktspezialisten RHI http://www.rhi-ag.at , gegenüber pressetext. Handeln durch die EU-Rohstoffinitiative sei wichtig, da abgesehen von Baurohstoffen in der EU 70 bis 90 Prozent aller Rohstoffe importiert werden müssen.
Fairer Rohstoffzugang gefordert
Einen Tag vor der in Madrid stattfindenden "European Minerals Conference" positioniert sich auch der Fachverband Bergbau-Stahl der Wirtschaftskammer klar. Der Zugang zu Rohstoffen auf dem Weltmarkt sei zu den gleichen Bedingungen für alle Marktteilnehmer sicherzustellen. "Es besteht enormer Handlungsbedarf, denn vor allem der chinesische Rohstoffnationalismus mit seinen 450 Exportbeschränkungen für gerade einmal 400 Rohstoffe wird für die Industrie immer mehr zur ernsten Belastungsprobe", erklärt Fahnemann auf Nachfrage von pressetext.
Kritik gefallen lassen muss sich die EU-Kommission. Denn obwohl EU-Industriekommissar Günter Verheugen vor zwei Jahren mit der Rohstoffinitiative reagiert hat, bleibt das Ziel einer langfristigen Rohstoffversorgung der europäischen Industrie ein Wunschtraum. Selbst eine in der Zwischenzeit erstellte Liste mit Rohstoffen brachte keine Maßnahmen auf den Weg. "Die österreichische Rohstoffplattform wird Industrie-Interessen unterstützen, damit Arbeitsplätze bestehen bleiben", erläutert WKO-Fachverbandschef Roman Stiftner gegenüber pressetext.
Chinesischer Protektionismus in der Kritik
Die Brisanz des Themas zeigt sich vor allem mit Blick auf RHI. Eigenen Angaben nach kann der Konzern zwar 50 Prozent seiner Rohstoffversorgung aus eigenem Abbau - unter anderem aus seinen drei österreichischen Bergbaubetrieben - sicherstellen. Trotzdem ist RHI auf einen großen Import aus dem rohstoffreichen China angewiesen. "China verfolgt in Bezug auf die Rohstoffexporte jedoch seit einigen Jahren eine protektionistische Handelspolitik. Über 370 Zölle, die bis zu 70 Prozent des Rohstoffpreises ausmachen, belasten sehr", sagt Fahnemann.
Als gewichtige Verhandlungsmasse könnten die Europäer Experten nach ihre Vormachtstellung als Absatzmarkt chinesischer Waren ausspielen. Erfolgreiche Kompromisse sind nötig. Denn China besitzt mit knapp 30 Prozent nicht nur die größten Magnesia-Vorkommen, sondern ist mit fast 50 Prozent auch der weltgrößte Produzent dieses Rohstoffes. Weil sich die Situation zusehends verschärft, ist der Marktpreis für chinesische Lizenzen oft schon höher als der reine Rohstoffpreis. Darüber hinaus bestehen auch immer wieder Engpässe bei den Lizenzen selbst.
Aus der Gesamtlage ist die Liste von Forderungen lang. Neben der schnellen Umsetzung von Maßnahmen für Gewinnung, Recycling sowie die Verarbeitung von Rohstoffen in Österreich und Europa fordert man eine Beendigung der Wettbewerbsverzerrung im Außenhandel durch die Politik. Umgesetzt werden soll diese Forderung durch langfristige Handelsvereinbarungen mit rohstoffreichen Ländern. In Österreich strebt der WKO-Verband in der Raumordnung für eine volkswirtschaftliche Anerkennung von Zonen für die Gewinnung natürlicher Ressourcen.
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