pte20100517004 in Leben

Alte CDs: Sondermüll mit Potenzial

Projekt "runde sache" verbindet Recycling mit Entwicklungszusammenarbeit


Willisch:
Willisch: "Jede gesammelte CD spart 30 Gramm Rohöl" (Foto: KJÖ)

Wien (pte004/17.05.2010/06:10) Nicht mehr gebrauchte CDs, DVDs und CD-ROMs landen meist im Restmüll, obwohl sie mit wenig Aufwand zu einem hochwertigen Rohstoff zurückgeführt werden können. Diesem Umstand widmet sich das Projekt "runde sache" http://www.rundesache.at , das unlängst mit dem Ökobusinessplan der Stadt Wien ausgezeichnet wurde. "Die Initiative bringt das CD-Recycling näher zu Jugendlichen und macht sensibel für einen bewussten Umgang mit Ressourcen", so Projektleiterin Michaela Willisch von Enchada, dem entwicklungspolitischen Netzwerk der Katholischen Jugend Österreich, gegenüber pressetext.

Einsparpotenzial 30 Gramm Öl pro CD

30 Gramm Erdöl sind für jede 16 Gramm schwere CD nötig bzw. werden durch ihr Recycling eingespart. Genutzt wird dieses Potenzial bisher jedoch kaum. "Öffentliche Sammelstellen gibt es auf vielen Müllplätzen und Sondermüll-Annahmestellen, doch ist der Weg dorthin wegen einiger alter CDs meist eine große Hürde. Das gilt besonders für Jugendliche. Rund 95 Prozent der gebrauchten CDs wandern somit in den Restmüll", so Willisch. Allein in Deutschland bedeutet das ein vergeudetes Potenzial von jährlich 400 Mio. Stück.

Bei der Wiederverwertung dreht sich alles um Polycarbonat. Dieser hochwertige Kunststoff verleiht der CD ihre guten Laufeigenschaften. In aufbereiteter Form setzt man Polycarbonat etwa bei Autoscheinwerfern, Sportgeräten, Verglasungen oder in der Medizintechnik ein. "Der Vorteil des CD-Recyclings ist das sortenreine Endprodukt, das mühelos wieder in den Produktkreislauf gebracht werden kann", erklärt Willisch. Dazu entfernt man im Recyclingprozess mit einem Lösungsmittel Druckfarben, Schutzlack und die aufgedampfte Metallschicht und schmilzt das Plastik zu einem Granulat.

Kostenlose Sammelbox erleichtert Zugang

Herzstücke der "runden sache" sind Sammelboxen aus Karton, die private oder öffentliche Einrichtungen und Unternehmen kostenlos anfordern können. "Speziell wollen wir Orte erreichen, die für Jugendliche im Alltag relevant sind, etwa Schulen", so Willisch. Sobald der Aufsteller per E-Mail eine volle Box meldet, wird diese per Elektrotransporter abgeholt. Die gesammelten CDs gehen an eine Sozialeinrichtung, die sie recycelt und den wiedergewonnenen Rohstoff an die Industrie verkauft. "Das Projekt soll sich künftig selbst tragen und Jugendprojekte der Entwicklungszusammenarbeit unterstützen. In der Startphase wird es von der EU unterstützt."

Die Initiatoren gehen jedoch noch einen Schritt weiter und nutzen den runden Datenträger für die Bewusstseinsbildung. Das geschieht in Workshops, die Interessierte parallel zu den Boxen anfordern können. "Die hohe Vertrautheit der Jugend mit der Compact Disc bietet sich förmlich an, um an den Produktkreislauf des Mediums anzuknüpfen. So wird etwa die Sozialsituation in Erdöl-Förderregionen wie Nigeria und Kongo, Produktionsbedingungen in den verarbeitenden Konzernen oder auch die Problematik von Elektroschrott und Plastikabfällen thematisiert", berichtet Herbert Wasserbauer, Mitglied des ehrenamtlichen Teams, das die "runde sache" entwickelt hat.

Kooperationen und Datenschutz

Der Start der Aktion, die sich bisher auf den Osten Österreichs konzentriert, glückte und die erste Generation der Boxen war schnell vergriffen. In einem Kreativwettbewerb werden derzeit Ideen gesammelt, wie die "runde sache", die bisher überwiegend durch Freiwilligenarbeit gelenkt wird, weitere Verbreitung findet. Die österreichische Post unterstützt mit dem Versand der Boxen, die Stadt Wien mit Fachberatung. Selbst Firmen zeigten sich interessiert, was zu einer sechs-Tonnen-Großspende von CD-Restposten führte. Da es keine Datenschutz-Garantie gibt, empfiehlt das Projektteam, CDs mit sensiblen Inhalten vor dem Entsorgen zu brechen oder zu zerkratzen.

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Aussender: pressetext.austria
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