Metro ereilt Vorwurf von Hungerlöhnen in Indien
Oxfam kritisiert 0,85 Euro am Tag und Vorgehen gegen Gewerkschafter
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Metro soll indische Mitarbeiter mit Dumpinglöhnen abspeisen (Foto: pixelio.de, Dr. Klaus-Uwe Gerhar) |
Düsseldorf/Berlin (pte019/04.05.2010/11:30) Der deutsche Einzelhandelsriese Metro http://metro.de soll in Indien Löhne zahlen, die teilweise unter der Armutsgrenze liegen. Wie die Süddeutsche Zeitung heute, Dienstag, unter Berufung auf eine unveröffentlichte Studie der Hilfsorganisation Oxfam http://oxfam.com berichtet, soll Metro unter anderem Landarbeiterinnen bei indischen Zulieferern für zehn bis zwölf Stunden Arbeit nur 0,85 Euro zahlen. Die Armutsgrenze liegt bei 0,94 Euro pro Tag. Außerdem wird Metro vorgeworfen, Arbeitsrechte zu verletzen und Gewerkschaftsmitglieder unter Druck zu setzen.
Anspruch versus Wirklichkeit
Die Vorwürfe wiegen schwer, zumal der drittgrößte Handelskonzern der Welt Oxfam zufolge nicht nur gegen das Arbeitsrecht, sondern auch gegen den selbst auferlegten Verhaltenskodex verstößt. "Insgesamt klafft bei Metro in Bezug auf die soziale Verantwortung eine erhebliche Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit", unterstreicht Franziska Humpert, Autorin der Studie und Referentin für soziale Unternehmensverantwortung bei Oxfam Deutschland. Nicht nur die Bezahlung an sich, sondern auch geringe Löhne für Frauen werden scharf kritisiert.
Konfrontiert mit den Vorwürfen zeigt sich Metro "enttäuscht bzw. überrascht". "Metro Cash & Carry hält sich in Indien nicht nur strikt an die gesetzlichen Bestimmungen und die Sozialleitlinien der Metro Group, sondern hat für seine Mitarbeiter Standards eingeführt, die teilweise deutlich über den marktüblichen Standards liegen", erklärt ein Metro-Sprecher auf Nachfrage von pressetext. Mitarbeiter würden vielmehr subventionierte Essen, Kleidung für Arbeit und Krankenversicherungen erhalten. Bezahlt werde "unabhängig vom Geschlecht".
Metro weist alle Vorwürfe zurück
Dem widerspricht Humpert, weil Frauen bis zu 50 Prozent weniger Geld als Männer erhalten. Metro verweist in Bezug auf die Arbeitsbedingungen bei indischen Lieferanten darauf, dass "alle vertraglich zusichern müssen, dass sie keine Kinder- oder Sklavenarbeit betreiben, ihre Mitarbeiter nicht ausbeuten und die gesetzlichen oder höhere Löhne zahlen". Oxfam prangert außerdem die Arbeitsbedingungen in den Metro-Großhandelsmärkten an. Überstunden, die nicht bezahlt würden, seien normal - und das, obwohl das Gesetz einen doppelten Stundenlohn vorschreibe.
Indische Metro-Mitarbeiter erzählen von rechtswidrigen Zuständen. "Wenn es eine bestimmte Aufgabe gibt, die erledigt werden muss, bleiben wir auch eine Doppelschicht. Überstunden werden nicht bezahlt." Zudem gebe es keinen Zeitausgleich, heißt es von einem Metro-Angestellten. Metro hingegen kontert. Im pressetext-Interview heißt es, man arbeite mit einer strengen Überstundenregelung, wonach die Arbeitszeit 48 Wochenstunden nicht überschreiten darf. "Sollte das in seltenen Fällen vorkommen, wird die Mehrarbeit in Freizeit abgegolten."
Obwohl Mitarbeiter eigenen Angaben nach um 30 Prozent über Mindestlohn bezahlt werden, scheinen Gewerkschafter in indischen Metro-Großmärkten offenbar nicht gern gesehen. 2008 entließ Metro nach Oxfam-Recherchen acht Mitarbeiter, die der Gewerkschaft angehörten. Es habe sich dabei aber um einen generellen Abbau gehandelt, von dem auch andere Mitarbeiter betroffen gewesen seien, heißt es seitens des Konzerns. Gewerkschafter seien erwünscht. Zum 1. Mai soll in Indien von Metro eine Gewerkschaftsveranstaltung zugelassen worden sein.
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