pte20100428033 in Business

Griechenland-Pleite: Panik lähmt Finanzmärkte

Anleihen mit 35 Prozent Rendite - Befürchtungen auch für Portugal


Griechenland stöhnt unter Schuldenlast (Foto: pixelio.de, 110stefan)
Griechenland stöhnt unter Schuldenlast (Foto: pixelio.de, 110stefan)

Athen/Eppstein/Köln (pte033/28.04.2010/13:55) Nachdem die Ratingagentur Standard & Poor's Griechenland-Papiere gleich um drei Stufen auf BB+ herabgestuft hatte und die Regierung zum zweiten Mal in der Krise Leerverkäufe an der Athener Börse verbietet, reagieren die Händler panisch. Der immense Vertrauensverlust der Marktteilnehmer spiegelt sich in den griechischen Staatsanleihen wider. Für zweijährige Anleihen wird inzwischen bereits mehr als 35 Prozent Rendite fällig. Eine deutsche Anleihe mit vergleichbarer Laufzeit wirft hingegen nur magere 0,77 Prozent Rendite ab.

Pleite nur aufgeschoben

"Auch wenn die deutsche Bundesregierung bei den umstrittenen 8,4 Mrd. Euro weitsichtiger ist als die EU, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass das Geld für immer verloren ist und Griechenland eine Rückzahlung nie bewerkstelligen kann", sagt Marktbeobachter Heino Ruland vom gleichnamigen Research-Unternehmen http://ruland-research.com auf Nachfrage von pressetext. Dem Experten nach wird Deutschland helfen müssen, da Banken wie die HRE in Griechenland über breites Engagement verfügen. Dennoch sei die Pleite "nur verschoben".

Diese Ramsch-Anleihen, sogenannte "Junk Bonds", sind Ausdruck der herabgestuften Bonität des Landes. Die enormen "Spreads" zwischen deutschen und griechischen "Kurzläufern" sind laut Fachleuten ein deutliches Zeichen dafür, dass am Markt das Szenario einer Umschuldung Griechenlands in Erwägung gezogen wird. Damit wäre aber ein Teilverzicht von Forderungen durch Gläubiger des Landes verbunden. Dennoch markieren die hohen Anleihe-Verzinsungen aber auch, dass ein Zahlungsausfall der Helenen am Markt als wahrscheinlicher gesehen wird.

Kurs-Entwicklung bei Anleihen übertrieben

"Der Finanzmarkt gibt Griechenland scheinbar nicht die Zeit, die man brauchen würde. Dies drückt sich in den völlig übertriebenen Anleihe-Renditen aus. Daher will man den offiziellen Weg über EU-Hilfen gehen. Dennoch muss das Land trotz aller Einsparungen den Spagat zwischen notwendigen Kürzungen und der Nicht-Schädigung des Wirtschaftswachstums meistern", erläutert Jürgen Matthes, Fachmann für internationale Wirtschaftspolitik am Institut der deutschen Wirtschaft Köln http://iwkoeln.de , im Gespräch mit pressetext.

Die Reaktion der griechischen Börsenaufsicht, Leerverkäufe in Athen bis zum 28. Juni dieses Jahres zu verbieten, wird europaweit begrüßt. Investoren wetten dabei auf fallende Kurse von Wertpapieren oder Währungen. Sie leihen sich Aktien von anderen Anlegern, verkaufen diese und versuchen, sich anschließend billiger damit einzudecken. Trotz aller Hilfeansuchen sowie Umschuldungsbemühungen schloss die Athener Börse am Dienstag mit sechs Prozent Verlust - nun richtet sich das Hauptaugenmerk auf den wahrscheinlich nächsten Problemfall Portugal.

Ähnlich der Entwicklung Griechenlands hatte Standard & Poor's die Bonitätsnote Portugals um zwei Stufen von A+ auf A- gesenkt. Daraufhin hatte sich auch der Renditeabstand zu sicheren Bundesanleihen vergrößert. Dieser liegt bei zehnjährigen Anleihen inzwischen bei rund drei Prozentpunkten. Die Rendite erreicht damit rund sechs Prozent. Dass Bedenken in Bezug zu Portugal nicht unberechtigt sind, zeigt sich an der Börse. Der Kurs in Lissabon stürzte gestern um 5,36 Prozent ab. Die Rendite zweijähriger Bonds stieg auf 5,30 Prozent.

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