pte20090826007 in Forschung

Chip-Labor für Bluttest-Handgeräte

Diagnose vor Ort statt langer Labor-Umwege


Ein Chip für das Bluttest-Chip-Labor (Foto: University of Southampton)
Ein Chip für das Bluttest-Chip-Labor (Foto: University of Southampton)

Southampton (pte007/26.08.2009/06:05) Britische Forscher haben ein Chip-Labor entwickelt, das verschiedene Arten von weißen Blutkörperchen aufgrund ihrer elektrischen Eigenschaften identifizieren kann. Das in Zusammenarbeit mit Philips Research entwickelte Mikrofluidik-System ist ein Schritt auf dem Weg hin zu Handheld-Geräten, die Blutanalysen direkt in Spitälern oder Arztpraxen ermöglichen. "Wir können im Prinzip dieselben Techniken auch für rote Blutkörperchen und Blutplättchen nutzen", meint David Holmes von der School of Electronics and Computing Science (ECS) an der University of Southampton http://www.ecs.soton.ac.uk im Gespräch mit pressetext. Das stellt eine preisgünstige, zeitsparende Alternative zum Versand von Proben an Labors in Aussicht.

Das von den Forschern entwickelte mikrofluidische Impedanzzytometer führt eine differenzielle Zählung weißer Blutkörperchen durch. Dabei kommen winzige Elektroden in einem kleinen Kanal zum Einsatz, um die elektrischen Eigenschaften der durchfließenden Blutzellen zu ermitteln und so verschiedene Arten weißer Blutkörperchen - Lymphozyten, Monozyten und Neutrophile - voneinander zu unterscheiden. Dass dieser Ansatz funktioniert, haben die Forscher mittels einer gleichzeitigen Messung eines optischen Systems gezeigt, wobei verschiedene Zelltypen mittels fluoreszierenden Antikörpern markiert werden. Die dafür erforderlichen Laser und Optikelemente könnten in Zukunft wegfallen, die Blutanalyse würde einfacher. "Wir haben auch versucht, ohne Marker auszukommen", so Holmes. Allerdings habe sich gezeigt, dass man T- und B-Lymphozyten bisher nicht unterscheiden könne. Daher würde daran gearbeitet, Tags zu entwickeln, welche die Impedanz (den Wechselstromwiderstand) der Zellen beeinflussen.

Zum Einsatz kommen sollen die Chip-Labore in der Vor-Ort-Diagnose. "Wenn ein Patient zum Arzt geht und sich über Unwohlsein beschwert, muss derzeit eine Blutprobe entnommen und an ein Labor verschickt werden. Der Patient wartet auf Ergebnisse", meint Hywel Mrgan, Leiter der Nano Research Group am ECS. Dieses Warten soll durch die mikrofluidischen Mini-Labore überflüssig werden. Das Ziel der Forscher ist, auch die Zählung von roten Blutkörperchen und Blutplättchen umzusetzen und in weiterer Folge ein Handheld-Gerät zu realisieren, das etwa 1.000 Pfund kostet und mit Wegwerf-Chips im Wert einiger Cent arbeitet. Dann könnte in vielen Fällen ein kleiner Stich in den Finger genügen, um direkt vor Ort eine Diagnose zu stellen. Auch ein Einsatz zur Überwachung von HIV- oder Chemotherapien sei Holmes zufolge denkbar. Ein paar Jahre dürfte es allerdings noch dauern, ehe entsprechende Systeme tatsächlich verfügbar werden.

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