Schädling verändert Apfelbaum-Geruch
Bakterium lockt seinen Überträger durch Duft-Trick
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Apfeltriebsucht lässt die Früchte schrumpfen (Foto: JKI) |
Dossenheim (pte029/27.07.2009/13:58) Eine spezielle Form der Manipulation durch Geruchsstoffe entdeckten Forscher des Julius Kühn-Instituts (JKI) für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau http://www.jki.bund.de . In der Zeitschrift "Phytopathology" beschreiben sie, dass für die Verbreitung des Erregers der Apfeltriebsucht in Deutschland nur der Sommerapfelblattsauger Cacopsylla picta verantwortlich ist. Der Erreger befällt Apfelbäume und sorgt dafür, dass dessen Früchte bedeutend kleiner werden. Seinen Fortbestand sichert das Bakterium, indem es den Duft der Blätter verändert und so das benötigte Überträgerinsekt anlockt. Auf Basis dieser Erkenntnisse sucht man derzeit nach Strategien, um die Überträgerinsekten mittels Geruchsfallen abzufangen oder von den Apfelbäumen fernzuhalten.
Die Biologen erforschten den Werdegang von Candidatus Phytoplasma mali, dem Erreger der Apfeltriebsucht. Um zu überleben, muss das Bakterium von Apfelbaum zu Apfelbaum transportiert werden, was nur ein spezielles Insekt - der Sommerapfelblattsauger - erledigt. Dessen Anlocken gelingt dem Erreger durch Düfte. "Wir sammelten Duftstoffe von Apfelbäumen und konnten einen davon identifizieren, der nur bei erkrankten Exemplaren auftritt", berichtet Forschungsleiter Jürgen Gross im pressetext-Interview. Dabei handel es sich nicht um Blüten- sondern um Blätterdüfte, die für den Menschen nicht wahrnehmbar sind. "Phytoplasma-Bakterien leben in den Bereichen des Baumes, an denen Stoffwechselprodukte wie Zucker transportiert werden. Auf diese Weise können sie die Bildung von ß-Caryophyllen induzieren und damit den Geruch der Blätter beeinflussen", so der Wissenschaftler.
Als man Sommerapfelblattsaugern die Gerüche anbot, zeigte sich, dass die Tiere unterscheiden können, ob ein Apfelbaum infiziert ist oder nicht. Junge Insekten suchen diesen Geruch und fliegen infizierte Apfelbäume an, wodurch das Bakterium per Taxi zum nächsten Apfelbaum gebracht wird. Die infizierten Blattsauger verlassen im Sommer die Apfelbäume und suchen Nadelbäume in höheren Lagen auf, in denen sie überwintern. "Phytoplasma-Bakterien vermehren sich in dieser Zeit und dringen in der Speicheldrüse der Insekten ein. Kommt der Frühling, kehren die Sommerapfelblattsauger zur Eiablage in die Apfelbaum-Regionen zurück", erklärt Gross. Dabei suchen die Tiere gezielt gesunde Bäume zur Eiablage, da diese für die Nachkommen eine geringere Sterblichkeit bedeuten. "Für Bakterien ist das perfekt, denn ihr Kreislauf wird damit wieder geschlossen."
Der Apfelbaum ist diesem Eindringling relativ schutzlos ausgeliefert. "Die Erkrankung bedeutet für den Baum kleinere Früchte, ein früheres Rotwerden im Herbst und auch die Ausprägung sogenannter Hexenbesen-Verästelungen, die auf den gestörten Hormonhaushalt zurückgeht", so der JKI-Experte. Das habe auch einen wirtschaftlichen Aspekt. "In Deutschland richtet die Apfeltriebsucht jährlich 20 Mio. Euro Schaden an, in Italien ist es fünfmal soviel. Während man den Schädling in Italien durch die chemische Keule bekämpft, muss man erkrankte Bäume in deutschen Plantagen fällen, um eine weitere Übertragung der Triebsucht zu verhindern." Bei befallenen Apfelbäumen in Gärten mit gemischten Bäumbestand empfiehlt Gross allerdings, auf eine Erholung zu hoffen. "In kühlen Sommer kann sich der Baum auch erholen und wieder normal tragen."
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